Auch wenn dieses bereits das zweite Album der gewesenen Punk / Elektronik / Dub-Pionierin Little Annie und dem Botanica-Vorsitzenden Paul Wallfisch in seiner Eigenart als Lounge-Pianist ist: An diese Kombination muss man sich erst mal herantasten. Seit Little Annie sich von der wilden Avantgardistin zur Carabet-Vaudeville-Chanteuse gewandelt hat, gibt es eine neue Dimension im Schaffen der vielseitigen Künstlerin, die selbst Frank Zappa schon lobte. Paul Wallfisch nutzt die Gelegenheit, sich als Pianist und Arrangeur von seiner eigentlichen Hauptberufung als Folk-Prog-Rocker zu lösen und verleiht der ganzen Sache ein verspieltes, fast europäisches Flair, in das er nur gelegentlich Klassizismen, Jazz und andere Spielereien einfließen lässt. Und Little Annie singt die Songs vergleichsweise straight - mit einer Prise Blues in der Hinterhand, aber ohne die Manierismen, die man aus der musikalisch vergleichbaren Ecke des Schwulen-Pop kennt. Eine geistige Nähe gibt es aber doch - denn nicht umsonst arbeitete Little Annie mit Marc Almond. Das Ergebnis ist eine interessante Scheibe mit eigentlich genau der richtigen Balance zwischen Theatralik, Cleverness, Drama, Feeling, Düsternis und Romantik.