Eines muss man dem Kollegen Tankian lassen. Er weiß, wie man auf dicke Hose macht. Denn natürlich ist auch sein neues Album ein bombastisches geworden. Ein ausuferndes, exzessives und beeindruckendes Stück Musik zwischen Rock, Kunst und Klassik.

Mit Ani Maldjian hat er sich eine armenische Opernsängerin ins Studio geladen, auch ein Orchester ist wieder mit am Start. Dazu glänzt seine Stimme in voller Vielfalt, eine Band macht ab und zu ein wenig Lärm, es gibt elektronische Töne und viele spannende Songs der Marke Serj. "Imperfect Harmonies" ist natürlich voller Sprünge und Spielereien, niemals geradeaus und im Grunde voller Überraschungen. Zwar würde man noch größere Ohren und Augen machen, wenn der Kerl mal einen richtig schlichten Pop- oder einen klassischen Metalsong machen würde, aber auch so kann man sich mit diesem Album ziemlich lange und ziemlich gut beschäftigen. Und erfreuen. Denn Tankian tobt sich hier nicht kopflos aus, sondern serviert uns große Gefühle und reichlich ruhige Töne. Beats und Bässe, Wärme und Wucht. Einen Sound, den er selbst als "Electro-Orchestral-Jazz-Rock" bezeichnet. Das bedeutet weniger Metal als bei SOAD, mehr Lieder wie das wunderschöne "Deserving?" oder das verträumte "Reconstructive Demonstrations". Gleiche Klasse.