Das, was Brisa Roché bislang vor allen Dingen auszeichnete - die spinnerte Unberechenbarkeit, bei der zwischen Jazz und Pop einfach alles möglich war -, wirkt auf dem neuen, dritten, selbst produzierten Album (jedenfalls ohne Live-Kontext zum entsprechenden Vergleich) ein wenig zu kalkuliert und strukturiert, um auch im dritten Anlauf noch restlos überzeugen zu können. Das, was die neue Scheibe positiv beeinflusste, ist sicherlich der Umstand, dass Brisa das neue Material zunächst mit ihrer Band zusammen einspielte, bevor sie es dann am Computer bearbeitete. Dadurch klingen die Songs allesamt recht locker und ungezwungen. Das Problem dabei ist eher, dass sie einfach nicht so gut sind, dass sie über den Gedanken des jeweils zugrunde liegenden Sound-Mischmaschs zwischen Folk und Country und Blues und Pop und Soul und Prog und Elektro und Retro und Schrammelpop und Psychedelia und allem was sonst noch so denkbar ist, tragen. Will meinen: Melodien, die sich unwiderstehlich festsetzen, wird man kaum finden und der Rest wirkt dann weniger vielseitig als vielmehr ein wenig ziellos. Aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben: Brisa braucht ja eigentlich nur irgendeine Art von Anker, um die sprudelnde Kreativität irgendwie kanalisieren zu können. Vielleicht wäre ein Produzent da doch die richtige Idee? Immerhin: Live wird auch das neue Material sicher ganz gut funktionieren, nur auf Konserve enttäuscht es dann am Ende doch ein wenig. Zum Glück ist dies bereits die dritte Scheibe und nicht die berühmte, schwierige zweite...