In Jazzkreisen ist der Name Aziz Sahmaoui durchaus ein Begriff, seit Joe Zawinul den in Frankreich lebenden und arbeitenden Marokkaner für sein Live-Projekt "Vienna Night" einlud, ist Sahmaoui festes Mitglied des Zawinul Syndicate. Zuvor betrieb er das von ihm begründete Orchestre National Barbes, das sich - von Frankreich aus - der Verquickung traditioneller Klänge aus seiner Heimat, dem Maghreb und westlicher Klangästhetik verschrieben hatte. Das nun vorliegende Solo-Debüt (das er freilich mit einer neuen Band, "University Of Gnawa" einspielte) versteht sich durchaus in dieser Tradition, wenngleich das Spektrum nochmals erweitert wurde - und zwar um afrikanische Klänge, die man südlicher als den arabisch geprägten Norden des Kontinents vermutete.

Dennoch ist dieses Werk weniger eine weltmusikalische Fusion-Angelegenheit geworden, als vielmehr eine moderne, arabische Songwriter-Scheibe - freilich auf Basis der traditionellen Grundlagen seiner Heimat. (Die Gnawa sind eine ethnische Minderheit aus dem Maghreb - der Name der Band hat also auch eine Portion Ironie.) Aufgrund seiner Erfahrungen in unserer Hemisphäre und der Umsichtigen Produktion von Martin Meissonier (Fela Kuti oder Page/Plant) ist diese Scheibe aber auch für westliche Ohren geeignet. Zumindest mag der geneigte Hörer die inbrünstige Energie und die satten, aber transparent inszenierten Grooves der University Of Gnawa nachvollziehen, während er gleichzeitig Sahmaouis Geschick als Songwriter wertschätzt, der bis hin zur prägenden E-Gitarre und zum westlich geprägten Refrain alle Tricks nutzt, seine Kunst aus der Folklore-Ecke fernzuhalten.