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Retrospective - Lost In Perception

Retrospective - Lost In Perception
Progressive Promotion
Format: CD

Noch ist Polen nicht verloren - jedenfalls solange Oliver Wenzler dort noch solche Schätze für sein deutsches PPR Label heben kann! Retrospective sind seit 2005 aktiv, neben dem 2008er Debüt "Stolen Thoughts" gibt es offensichtlich noch ein Demo und eine EP, die sämtlich hierorts leider nicht vorliegen. Mit "Lost In Perception" sollte es jetzt mit der Bekanntheit eigentlich etliche Grade raufgehen. Denn das ist ein auf unspektakuläre Weise einfach starkes Album geworden. Aus der durchweg respektablen Ensembleleistung stechen die Gitarristen Maciej Klimek und Alan Szczepaniak ab. Das Label souffliert hier "Frippertronics". Stimmt - man höre insbesondere das E-Bow-Intro zu "Egoist". Unsereiner hört sogar noch mehr David Gilmour (vgl. "Lunch", "Swallow The Green Tones").

Den mächtigsten Bilanzposten aber bildet die Mikrofon-Abteilung. Hauptsänger Jakub Roszaks warme, fast zärtlich heisernde Stimme erinnert Labelboss Oli und ihm hier folgende Schreiberkollegen an Eddie Vedder wunderbares Gejaule. Das ist nachvollziehbar, doch da scheint - gerade verbunden mit der melancholischen Stimmung mehrerer Tracks auf L.I.P.- etwas anderes noch näher zu liegen... Nur was bzw. wer? Nur anderthalb Wochen voller Alzheimer-Selbstbezichtigungen später fiel's dem gehirnsiebigen Rezensenten doch noch ein: Silvio Massaro und Vanishing Point! Und zwar besonders deren Zauber-Song "A Day Of Difference" (siehe unten, allerletzte Surf-Empfehlung). In Phrasierung, Melodieführung und Stimmung ist das schon recht ähnlich zu gleich mehreren Kleinodien des polnischen Sextetts, insbesondere aber zum persönlichen Album-Höhepunkt "Our Story Is Beginning Now". Die Keyboarderin Beata Lagoda wertet mehrere Kompositionen mit ihrer schönen Stimme nochmals auf - entweder im Wechselgesang mit Jakub (z.B. im abschließenden Longtrack "Swallow...", der noch am ehesten an Riverside erinnert) oder - besonders attraktiv - zweistimmig eingesetzt: "Ocean Of A Little Thoughts".

Auch Bassist Lukasz Marszalek überzeugt. Bei ihm ist man aufgrund der Herkunft beider Bands natürlich besonders geneigt, mit dem Riverside-Frontmann Mariusz Duda zu vergleichen. Doch Lukasz hat einen eigenen, teils jazzigeren Stil und vor allem Sound - sogar slappen tut er manchmal ("Musical Land"). Robert Kursiks Grooves schließlich sorgen dafür, dass Kompositionen wie "The End Of The Winter Lethargy" bei aller Retrospektive und Introspektion doch gehörig nach vorne marschieren. Egal, ob man das nun Artrock, Neoprog oder melodische Rockmusik nennen möchte - es war höchste Zeit für diese Retrospektive!



-Klaus Reckert-


Album-Trailer
"The End Of The Winter Lethargy" (Official HD Clip, '12)
"Defend Your Identity", Live-Aufnahme von '05)

 
 
 

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