Der Name des nach vier Jahren Pause eher unerwartet aufschlagenden neuen Son Volt-Albums kommt ganz ohne ironische Distanz aus: Wo sein ehemaliger Uncle Tupelo-Partner Jeff Tweedy musikalisch in immer neue Galaxien aufbricht, die nie ein Ohr zuvor gehört hat, ist Jay Farrar stets am Boden geblieben und schlägt gewissermaßen mit dem neuen Werk gar Wurzeln. Denn es gibt nicht mehr - aber auch nicht weniger - als klassischen Honky Tonk. Allerdings nicht im reinrassigen Bakersfield-Setting, sondern eher akustisch und folky ausgerichtet und durchaus songorientiert - ohne besondere Rücksicht auf "richtige" oder "falsche" Klischees, die das Genre ja nun mal gemeinhin definieren. Walzer oder Southern Swing lässt der Meister schon zu. Farrar nutz aber vielmehr die melancholische Gemengelage, die das Genre thematisch hergibt, um sich hier als seelenvoller Crooner auszuleben. So schön hat Farrar in der Tat vorher noch nie gesungen. Vielleicht liegt das daran, dass er sich heutzutage - anders als früher - auch mal klassischen Herz-Schmerz-Themen öffnet? "Honky Tonk" ist ein rundes, schlüssiges Werk geworden, von dem man allerdings keine musikalische Bilderstürmerei erwarten darf.