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TDW - Music To Stand Around And Feel Awkward To

TDW - Music To Stand Around And Feel Awkward To
Layered Reality/Layered Reality
Format: CD

Manche, speziell ProgMetal-Projekte, passen so exakt ins persönliche Beuteschema, dass sich das bisschen Objektivität spontan verflüchtigt. Versuchen wir's trotzdem mal: MTSAAFAT ist das bereits neunte Solo-Album aus der Schmiede von "TDW" alias Tom de Wit (voc, guit, bss, key, arr.; u.a. Mind:Soul [vgl. Review auf GL.de], NeMesyz, Angrotron, Sincerus, Sense Vs Sanity [Review auf GL.de], Insidiae). Der Mann ist also von der fixen und produktiven Sorte. Dennoch ist das den "Serviervorschlag" schon im Titel tragende Werk bereits seit 2012 gereift. Ursprünglich sollte es dabei nur um eine Neuaufnahme alter Songs gehen, schließlich aber wurde knapp eine Stunde neuen oder radikal neu bearbeiteten Materials daraus.

Tom ist es wichtig, dass es sich hier um kein Konzeptalbum handelt, wiewohl es eine inhaltliche Klammer gibt: "stories from individuals who all have their cross to bear and are all searching fort he meaning of their life and why things are happening as they do. [...] The characters in these stories are faced with choices and a change in their life paths. [...] There's only one truth that rings through these stories: All that is certain for us is that we stand around and feel awkward [etwa: unbehaglich, peinlich, linkisch], while we celebrate life for what it is". Von daher also auch der Untertitel des Werkes: "A collection of assorted stories about multiple broken individuals".

Maarten Gunsings beklemmendes Artwork greift all diese Unbehaglichkeit wunder- bzw. furchtbar auf. Versöhnlich hingegen das Vertriebs- bzw. Geschäftsmodell hinter #MTSAAFAT: Unter der ersten Surf-Empfehlung steht das Album nach Registrierung zum völlig kostenlosen Download bereit! Noch empfehlenswerter aber ist die Hardcopy-Version des Albums: Für 15 Euro erhält man nicht nur die (limitierte) CD mit drei eigentlich unverzichtbaren, exklusiven Album-Tracks, sondern auch ein 24-seitiges Booklet im Hochformat, durch das die "broken indidividuals" gespenstern: in Bild, Text sowie Toms Kommentaren (quasi ein director's commentary). Verpackt ist das alles in einer Hülle, die etwa Vinyl-Single-Abmessungen hat.

Musikalisch geht es hier um moderne Rockmusik mit progressiven und hartmetallischen Einflüssen. Sie wird von Toms klarer Stimme dominiert, die auch zu Folk(metal) gut passen würde - für derartige erzählerischen Gesamtkunstwerke ist sie jedenfalls ideal.

Das Beinahe-Konzeptwerk wird von den beiden Teilen von "Some Things" eingerahmt, Teil 1 bringt ein willkommenes Wiederhören mit Laura ten Voordes E-Violine (Adeia), Teil 2 eine ebenso erfreuliche Wiederbegegnung mit den Gitarren-Soundscapes von Ben van Gastel (Sylvium) - neben hier besonders aufwändigen Orchesterparts.

Die Psycho-Studie "Chameleon" war einer der Songs mit Vorgeschichte, denen MTSAAFAT seine Existenz verdankt. Die aktuelle Form lebt von den vielstimmigen Gesangsarrangements sowie von Lennert Kempers großartiger Gitarrenarbeit (ReSolve). Orgel und nahezu "mönchischer" Gesang kontrastiert bei "Surface Scratching" hart mit den aufregenden Gitarren-Leads von Sybren Boonstra (Dimaeon). Die leicht asiatisch anmutenden Gesangsharmonien von "Home" werden von Soli von Michiel van der Werff (Weltschmerz) und Norbert Veenbrinkn (Nightshade) zerschnitten. "Butterflies" braucht nichts als eine melancholische Pianofigur, Gesang und Hanna van Gorcums (AmmA) Violine für die Kernproblematik: "For a broken spirit there's no words to heal or unify".

Für das ProgPower-Stück "Mourning After" überließ Tom den Leadgesang Rosita Reitsma (Ex-Amberlinn), die einbrechenden Grunts von Sander Stegeman (u.a. Disintegrate, Sense Vs Sanity) lassen Trauer, Wut und Zerrissenheit spüren - wie auch Lauras irrlichterndes Violinsolo. Apropos Growls - eine volle Packung davon enthält das trügerisch sacht beginnende "Dreamwalk Part II - The Descent" aus dem schließlich nur das folgende "Shock Awakening" herausführen kann. Fazit: Genrefans kommen um MTSAAFAT kaum herum. Und irgendwann dient diese Musik dann mal als Fallbeispiele in den Psychologievorlesungen aufgeklärter Professoren...



-Klaus Reckert-



 
 
 

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