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Spiritualized - Let It Come Down

Spiritualized - Let It Come Down
Arista/BMG
Format: CD

Daß die letzte Spiritualized-Platte "Ladies And Gentlemen, We Are Floating In Space" zu den besten Alben der 90er Jahre gehört, ist eine selten bestrittene Tatsache. Gerade aber nach den grandiosen Konzerten, die folgten, schien es fast so, als sei Jason Pierce doch nicht das alleinige Mastermind hinter der Band, sondern seine langjährige Backingband ebenso integraler Baustein des monumentalen Spiritualized-Sounds. Viele haben Pierce deshalb für verrückt gehalten, als er seine Musiker - die nach vertraglicher Absicherung ihres Arbeitsverhältnisses strebten - kurzerhand an die Luft setzte. Und als dann die Ausgestoßenen als Lupine Howl noch selbst eine sehr gute LP hinbekommen hatten, schien Pierce mehr denn je unter Zugzwang.

Ob "Let It Come Down" nun so geworden ist, weil Pierce es seinen alten Mitstreitern zeigen wollte, weil er nach dem tollen 1997er Album nicht als "One-Hit-Wonder" der etwas anderen Art enden wollte, oder ganz einfach, weil Pierce als geborenes Genie gar nicht anders kann, als herausragende Alben zu produzieren - in jedem Fall ist auch das neue Spiritualized-Werk - aufgenommen mit einem bis zu 100-köpfigen (!) Orchester - ein Album, im Vergleich zu dem so ziemlich alle weiteren Veröffentlichungen des Jahres verblassen. Denn auch hier gelingt es Pierce, nicht nur musikalisch, sondern vor allem emotional Zeichen zu setzen. Die orchestralen Arrangements sorgen dafür, daß die rauen Rock N Roll- und Free-Jazz-Nummern des Vorgängeralbums nun der Vergangenheit angehören. Stattdessen liefert uns Pierce eine 70-minütige Pop-Symphonie ab, die scheinbar genau dort ansetzt, wo die epischsten Stücke von "Ladies And Gentlemen..." ("Broken Heart", "Cool Waves") aufhörten, und Pierce ein für allemal als einen der ganz Großen der Songschreiberzunft etabliert.

Während sich die englische Presse - einmal wieder - vor allem auf die Drogenreferenzen (beim ausgezeichneten "The Straight And The Narrow" oder "The 12 Steps") stürzt, fällt eigentlich auf, daß diese Platte weniger als die letzte von Drogen, sondern vielmehr von einer spirituellen Tiefe geprägt ist. Nun mögen den ein oder anderen die wiederkehrenden Anleihen beim klassischen Gospel etwas irritieren, aber es darf vermutet werden, daß Pierce diese Referenzen an Jesus/The Lord nicht aus tiefer Religiosität einsetzt, sondern vor allem, weil sie beim Hörer bestimmte Gefühle auslösen, die Pierce' Musik nur noch gewaltiger und monumentaler erscheinen lassen. Obwohl die Platte für den Briten in jeder Hinsicht ein Schritt nach vorne ist, gibt es auch dieses Mal wieder eine Rückkehr zu seinen Anfängen mit Spacemen 3. Hatte sich für die letzte Platte die alte Spacemen-Nummer "Walkin' With Jesus" nur ins Liveset gemogelt, findet "Let It Come Down" mit einer tollen Neuaufnahme von "Lord, Can You Hear Me" seinen krönenden Abschluß. Und auch das Cover ist wieder kunstvoll-aufwendig gestaltet und alles andere als eine 08/15-Verpackung.

Nachdem viele schon "Ladies And Gentlemen..." für die nicht mehr zu steigernde Meisterleistung des Jason Pierce gehalten haben, kann man dieses Mal nur schlicht sagen: Hier ist das nächste Meisterwerk!



-Carsten Wohlfeld-



 
 
 

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