Sie können einem ein bisschen leid tun. Da spielen Kiss eine für ihre Verhältnisse recht kleine Show im Hard Rock Café in Las Vegas, fahren aber trotzdem massiv auf, sie stellen eine mächtige Bühne, eine überragende Bühne in den Laden, feuern eine Pyro-Wand nach der andern ab, alles glitzert, alles leuchtet, alles sieht fantastisch aus. Und dann? Stehen die meisten Leute regungslos vor der Band, damit ja der Handyfilm nicht verwackelt. Stimmung gibt's im Grunde keine, hier und da streckt jemand Faust in die Höhe oder die Zunge raus. Aber Rock N Roll? Ist das nicht. Es ist eine Schande.
 
An der Band liegt es nicht, die Band ist gut drauf, die Band feiert, die Band gibt Gas. Die Show ist stark, die Songs sind es auch. "Detroit Rock City" und "Psycho Circus", "Deuce" und "Lick It Up", "Love Gun" und "God Of Thunder", "Shout It Out Loud" und "Rock And Roll All Nite". Kann man nichts gegen sagen, dieses Konzert aus dem November 2014 ist ein Highlight. Und das ist sicher auch der Grund, warum Kiss sie nun auf CD und DVD veröffentlichen. Weil sie Kiss in großer Form zeigt. Nur eben die Fans nicht. Die filmen lieber das Ganze, als sich nach vorne zu drängeln (was ein Leichtes gewesen wäre), vor der Band auf die Knie zu fallen und anschließend einfach mal gepflegt auszuticken. Eine Schande, siehe oben.

Als Bonus zum Konzert gibt's auf der DVD ein sieben Songs umfassendes Akustik-Set, inklusive "Hard Luck Woman" und "Goin' Blind". Ungeschminkt, wirklich intim und vor gefühlt weniger als 200 Zuschauern. Und vor allem in bester Stimmung und trotz kalter Umgebung (sieht aus wie ein Foyer oder so) feiner Atmosphäre. Geht also. Und am Ende geht natürlich auch das ganze Paket, die Show in Vegas war schließlich fett und sehens- sowie hörenswert. Nur eben nur auf der Bühne, nicht davor. Aber spielt das bei Kiss überhaupt eine Rolle?