Man kommt ja kaum hinterher, was die Schweizer Wahlberlinerin Lucia Cadotsch so alles im Schilde führt. Versuchte sie sich zuvor mit Schneeweiss und Rosenrot, Yellow Bird und zuletzt Solo als "Acoustic Retro Futurism"-Künstlerin, so geht es jetzt - mit Saxophonist Wanja Slawin und der Science Fiction Band in Richtung Zukunft. Und diese ist überwiegend digital - auch wenn zwischen Elektronik und Computertechnik auch gelegentlich organische Elemente auftauchen. Das Konzept bei diesem sehr speziellen, bewusst spröde (bzw. trocken) angelegten Future-Wave-Pop mit Timewarp-Faktor ist auf ein Ausloten der Extreme angelegt. Und zwar in dem Sinne, dass die Melodien und Harmonien, die Lucia und ihre Mitstreiter miteinander verweben immer hart am Rande der Atonalität dahin lavieren. Wenn es gelingt (also die Versatzstücke nicht in Richtung einer 12-Ton-Ästhetik abkippen), kommen dabei brillante Artpop-Elaborate heraus - wenn die Balance nicht hinhaut, dann nervt es eher. Eines freilich kann man Lucia nicht vorwerfen: Dass sie sich mit dem bislang erreichten in irgendeiner Weise zufrieden gäbe.