Als die Hamburger Liedermacherin (auf diese Berufsbezeichnung besteht sie) daran ging, ihr neues Album zu konzipieren, suchte sie nach einer neuen Ausdrucksform, die dem entgegen käme, was sie bei ihren Live-Konzerten empfände. Es sollte aber nicht bloß ein Live-Album sein - und auch die bei ihren letzten beiden Alben angewandte Technik, diese zunächst als eine im Studio produzierte "Farbversion" und anschließend auf eine Solo-Version in "Schwarzweiß" herauszubringen, schien ihr zu diesem Zweck nicht passend.

Die Lösung erschloss sich dann durch eine selten angewandte Technik, mit der sie dann das neue Album einspielte: Das Vinyl-Direktschnitt-Verfahren. Dabei werden die Aufnahmen anstatt auf Datenträger oder auf Band analog - und ohne die Möglichkeit, sie nachträglich zu bearbeiten - direkt (und in Echtzeit) in eine Vinyl-Matritze geschrieben. Daraus ergab sich dann auch der Titel des Albums, denn das Thema der neuen Songs ist die Zeit im weitesten Sinne. Ein ausgewähltes Studiopublikum sollte bei den Aufnahmen dann einen emotionalen Rahmen bilden - ohne dabei in Erscheinung zu treten. Ursprünglich hatte Anna vorgehabt, die Songs zu arrangieren - dieser Plan musste aus technischen Gründen wohl aufgegeben werden, so dass am Ende dann quasi doch ein reines Solo-Album dabei heraus kam. Während Anna inhaltlich Gedankengänge vergangener Arbeiten wieder aufgreift (wie in "Tim 2.0") oder musikalische Portraits von Mathematikerinnen, Physikern oder Hotelklavieren in den Kontext des Zeit-Themas stellt, ist das Ganze musikalisch natürlich weniger poppig ausgefallen als zuletzt gewohnt. Stattdessen zitiert Anna Jazz-, Chanson- und Kunstlied-Elemente und kombiniert das sachte mit eigenen musikalischen Ideen - denn ein Ziel der Übung war es, sich (in Echtzeit) zurückzunehmen, einen Schritt zurückzutreten und den ganzen Prozess zu entschleunigen.