Nach einer längeren Pause gibt es wieder mal eine neue Scheibe von David-Ivar Herman Dune - und wie so viele Veröffentlichungen dieser Tage, ist auch dieses Album eine Lockdown-Scheibe geworden. Nicht, dass sich das direkt bemerkbar machte, denn Dune gelingt es nicht nur mühelos, im multiinstrumentalen Übermut eine ganze Band fast im Alleingang zu emulieren (unterstützt lediglich von online eingeholten Gastbeiträgen von Freunden) - er holt sich auch die Welt mittels seiner Songs ins Studio. Das neue Werk ist eng damit verbunden, dass er sich 2015 im kalifornischen San Pedro niederließ - und zwar in der Straße in jenem Teil Los Angeles, wo Charles Bukowski seine letzten Jahre fristete und wo er in dem altehrwürdigen Alhambra Club von 1904 musikalische Verknüpfungen mit der lokalen Musikszene herstellte, bevor Corona der Sache einen Einhalt gebietet.

Musikalisch schlägt sich dieser Ortswechsel eher indirekt nieder. Es gibt durchaus eine Prise psychedelischen Westcoast-Flairs - aber eigentlich bietet die Scheibe stilistisch etwas für jedermann: Bakersfield Country, Classic-Rock, Folkpop und sogar "Big Pink Style Americana", wie es die aktuelle Bio treffend auf den Punkt bringt, denn tatsächlich klingt Dune hier stellenweise wie die legendäre Band. Es ist natürlich nur so, dass Dune das alles nicht besonders gradlinig durchzieht - was auch niemand wirklich erwartet hätte -, sondern mit seinem ganz eigenen Humor würzt und mit selbstironischen Kommentaren, Anekdötchen auch seinen Senf zur Populärkultur hinzugibt. So zieht er z.B. Lucinda Williams, Harley Quinn, Nicki Minaji oder Snoop Dog durch den Kakao. Nur das abschließende Cover von John Prines "Long Monday" kommt ohne ironische Distanz daher und zeigt, dass es Herman Dune auch ernst meinen kann.