Auf der Suche nach Themen für ihre Songs bleiben viele Liedermacher ja oft an ihren persönlichen Befindlichkeiten und Beziehungsproblemen hängen. Dabei gibt es ein interessantes Leitmotiv, das unmittelbar mit ihrer Berufung zusammenhängt: Das Schreiben von Songs und die Seelennöte und Problemchen, die genau dieses Thema mit sich bringt. Und davon singen Pål Angelskår und seine Musikanten in höchst eindringlicher und überzeugender Weise auf diesem sechsten Studiowerk von Major Minority - das zugleich auch ein Pandemie-Album wurde.

Dabei geht es den Norwegern sowohl um das Leben FÜR wie auch MIT der Musik. In Songs wie "The Singer", "Looking For Truth In The Vocal Booth", "Polaroids & Power Chords" und vor allen Dingen in "Julia Jacklin's Voice" singen Pål (und gelegentlich seine Gast-Vokalistinnen Kristine Marie Asvang und Karen Jo Fields) davon, was es mit sich bringt, wenn man als Getriebener bemüht ist, seine musikalischen Passionen auszuleben ohne dabei den Kontakt zur Welt des banalen Alltags aufzugeben und die sich dadurch ergebenen zwischenmenschlichen Widersprüche auszubalancieren. Damit setzt Angelskår die lyrische Tradition fort, die er mit dem unerklärten Comeback-Album "Napkin Poetry" begann. Mit dem Weggang des langjährigen Gitarristen Jon Arild Nupen-Stieng, der durch Produzent Roar Nilsen ersetzt wurde, gibt es musikalisch auch eine sachte Neuausrichtung. Es sind allerdings nach wie vor die wunderschönen, melodisch-melancholischen Kompositionen Påls, die warmherzig geschichteten Harmoniegesänge und die zuweilen mit Streichern, Keyboards und Chören unterstützten organischen Folkpop-Arrangements, die in der Summe auch die Faszination für dieses Major Majority-Album ausmachen.