Die neue EP des österreichischen Duos Leyya ist zugleich ein Endpunkt, ein Paradigmenwechsel und in gewisser Weise ein Neuanfang. Eigentlich hätte "Longest Day Of My Life" einfach ein neues Leyya-Album werden sollen - aber dann kam es anders. Als Sophie Lindinger feststellte, dass das neue Material nicht so floss und klang wie gewohnt, ging sie in die Tiefe und stellte dann fest, dass sie dabei war, eine ihr bislang selbst nicht bewusste Depressionsphase zu chronologisieren. Wie so viele Musiker, gehört auch Sophie Lindinger zu jenen Künstlern, die über ihre Kreativität ihr Leben in therapeutischer Hinsicht kommentieren und verarbeiten. Das erklärt dann vermutlich auch den grundsätzlich nachdenklichen Ton des neuen Materials, die stilistische Zerrissenheit und die komplexe Art, in der die Songs aus offensichtlich vielschichtigen Fragmenten herauskristallisiert wurden. Dass dabei Leyyas stärkste, facettenreichste, experimentellste und musikalisch attraktivste Arbeit überhaupt entstanden ist, zeigt wieder ein Mal, dass die Kunst aus der Malaise heraus am Besten zu funktionieren scheint. Mit diesem Album wollen Sophie und ihr Partner Marco Kleebauer auch ein neues konzeptionelles Leyya-Kapitel aufschlagen und künftig darauf verzichten, mit dem Projekt Leyya live aufzutreten. Stattdessen will man sich - ganz in Beatles-Manier - hinkünftig auf die Studio-Arbeit beschränken. Hoffentlich macht das Ganze in kommerzieller Hinsicht Sinn, denn obendrein verzichten Sophie und Marco auch darauf, das Material auf CD herauszubringen und beschränken sich stattdessen auf den digitalen Vertriebsweg und eine Vinyl-Auflage.