Dave Graney ist sowas wie der Außenseiter der Australien-Szene. Nachdem er sein flamboyantes Dandytum mit seiner letzten Band, den Coral Snakes auf die Spitze getrieben hatte, schaltet er auf der aktuellen CD mit der "Graney Show" einen Schritt zurück. Beinahe asketisch und ziemlich anstrengend macht er hier in "Artrock". Artrock ist nach eigener Definition für Graney allerdings nicht gleichzusetzen mit Genesis oder Yes oder so was, sondern bedeutet für ihn die Nische, die er sich selbst erspielt hat. Das meint: Intelligenter Umgang mit dem Blues (was allerdings auf vorliegender CD nicht zum Tragen kommt), transparente Arrangements und beliebig viel Vaudeville, Plüsch und Pathos beim Vortrag. Leider sind die Sachen auf "Kiss Tomorrow" doch alle sehr spröde, karg, verkopft und asketisch geraten, sodaß zum Teil sogar Unbehagen beim Zuhören aufkömmt. Wenn Graney sich wieder dazu aufrafft, mehr Pop in sein Werk einfließen zu lassen - wie früher - könnte die Sache auch für die Zuhörer wieder erträglich werden. (Denn sehen kann man ihn ja nun mal nicht beim CD-Hören). So wird von dieser Scheibe einzig Graney's bitterböse Abrechnung mit dem Musikbusineß, "Melbourne Mafia", im Gedächtnis bleiben.