Auf der letzten gemeinsamen Tour der legendären Continental Drifters musste die Band unter anderem auch in einer Art Jugendheim mit Mehrbettzimmern übernachten. Da kam also der Booker mit irgendeinem Päckchen für Susan Cowsill an und fragte, auf welchem Bett er dieses ablegen solle. "Na rate mal welches mein Bett ist", erklärte Susan beinahe entrüstet, "das mit den Kerzen, den Bildchen, den Blümchen und den Räucherstäbchen oder auf das ohne." Will meinen: Bei Susan Cowsill muss immer alles ein wenig verspielt, verträumt, schwelgerisch und romantisch daherkommen. Keinesfalls geradlinig und plump. Das gilt natürlich auch für ihre CDs. Auf die neue (und erst zweite seit 2004) haben wir deswegen so lange warten müssen, weil Susan und ihre Familie in New Orleans leben und die Scheibe unter anderem in den Wirren der Katrina-Nachwehen entstand.

Herausgekommen ist ein typisches Cowsill-Werk, mit folkigen Americana-Songs, die allesamt ein wenig verspielt, verträumt, schwelgerisch und romantisch angelegt sind - und dabei auch eine Songwriterin erkennen lassen, die sich niemals mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner oder der einfachsten musikalischen Lösung zufrieden gibt. Deswegen sind die Songs allesamt vielschichtig, komplex, wie im Falle der New Orleans Hymne "Crescent City Sneaux" auch geradezu episch angelegt. Susan verarbeitet hier persönliche und universelle Aspekte des Katrina-Disasters - bis hin zum Verlust von Familienangehörigen, Zweifeln an der Zukunft, die Freude über den Sieg der New Orleans Saints im Superbowl und ähnliches. Abgerundet wird die Sache durch ein Cover von Jimmy Webbs "Galveston" (Galveston ist eine New Orleans vorgelagerte Küstenstadt) und Gastbeiträge von Waddy Wachtel und Jackson Browne, der als Fan Susan auch finanziell und organisatorisch unter die Arme griff. Wer die Drifters vermisst und Susan Cowsill mag, wird diese Scheibe lieben.