Gang Gang Dance machen, was sie wollen. "Glass Jar", der Opener des neuen und fünften Albums "Eye Contact", wabert mal eben knapp elfeinhalb Minuten durch den Raum. Klare An- bzw. Absage erst mal. Eine Absage an den Pop, das Single-Format, die Charts und alles, was so dazugehört.

Wie fast immer bei Gang Gang Dance ist das Album ein einziges, ineinander übergehendes Stück von epischer Länge. Auf der Reise vom Anfang bis zum Ende streift die Band ungefähr jede Musikrichtung, die es gibt: Da gibt es Weltmusikklänge, Techno, Goth-Sounds ("Goth"), Balkan-Beats ("Glass Jar"), Dub ("Chinese High") und vieles mehr. Nicht umsonst tragen drei der einzelnen, miteinander verwobenen Tracks wahrscheinlich jeweils das Symbol für Unendlichkeit im Titel.

"Eye Contact" ist kein Album, bei dem es einfach ist, "Augenkontakt" zu halten. Es entzieht sich dem Hörer, schlägt Haken und will gleichzeitig alles und nichts sein. Es mäandriert von sphärischen Klängen hin zu treibenden Elektro-Beats und wieder zurück ("Glass Jar"). Das kann beim Hören sehr, sehr anstrengend sein: Über weite Strecken ist das Album ein Gang Gang Dance-typisches Experiment.

Wer sich aber darauf einlässt, es bis zum Ende durchsteht und genau hinhört, wird belohnt. Denn die Band schafft es immer wieder, tolle Momente voller Melodie oder einen plötzlich lospolternden Dance-Beat in ihre Klangspielereien einzubauen, so z.B. kurz vor Schluss in "Chinese High" oder bei "MindKilla". Dennoch bleibt es schwierig, einzelne Stücke herauszupicken oder gar einen Hit zu identifizieren. "Eye Contact" ist eben ein in sich geschlossenes und dem Hörer verschlossenes, echtes Album.