Die Songs der letzten beiden Soloalben von Brett Anderson tendierten mit großer Leidenschaft in Richtung Balladenform und ließen fast keine Gelegenheit aus, den pathetischen Moment als solchen zu zelebrieren, wobei auch die Instrumentierung dies mit klassischer Note unterstrich. Auf seinem neuen Album "Black Rainbows" ist jedoch Schluss damit und die sanfte Erscheinung weicht einem rockigen Ansatz. Die Streicher haben Sendepause und das ehemals empfindsame Klangbild findet nun mit der vollen Besetzung einer Band seinen dynamischeren Gegenspieler. Brett Anderson legt das Bedürfnis nach allzu viel Harmonie und Schwermut ab und hat die Lust am Aufbäumen wiederentdeckt. Statt herzzerreißender Gefühlsoffenbarung erwartet den Hörer über weite Strecken eine Symbiose aus druckvoll arrangierten Songs, bei denen der Suede-Frontmann sich in der Rolle des angriffslustigen Sängers gefällt und diese Tatsache mit erhobenem Haupt auszukosten scheint.

Auch wenn seine Band dafür sorgt, dass dem Besinnlichen auf diesem Album nur ein verschwindend geringer Anteil gewährt wird, so bleibt zumindest der Grundton aus Melancholie erhalten, den Brett Anderson seit jeher zielsicher trifft. Mit Samthandschuhen hantiert er dennoch nur in Ausnahmefällen, wie dem abschließenden "Possession", das im Vergleich zur restlichen Platte einen versöhnlichen Strich unter ein doch Rock fokussiertes Album zieht. Nicht immer vermag es die neu gefundene Liebe zum Lautsein auch gänzlich in melodischer Hinsicht zu überzeugen und es schleichen sich im Verlauf der Songs hier und da kleine Schwachstellen ein, doch ist die Hinwendung zu etwas mehr Pfeffer in der Ausführung positiv zu bewerten.