Den größten Fehler, den die englische Musikpresse in den letzten Jahren machte, war Travis zu unterschätzen. Deshalb kokettieren die Jungs um Fran Healy auch ständig mit dem Understatement. "The Invisible Band" heißt deswegen ihr neuestes Opus. "Wenn Du mich beim Songwriting beobachten könntest, würdest Du bekloppt", meinte Fran mal, "Du würdest dich fragen: Wie macht der Kerl das und ich könnte es Dir nicht erklären." Was meint, daß er wohl manchmal von der Muse überwältigt wird. In der Tat: Seit den Beatles hat es kaum eine Band gegeben, die eine dermaßen steile Entwicklung in Sachen Songwriting durchlaufen hat, wie Travis. "All I Wanna Do Is Rock" war das beste, womit sie am Anfang aufwarten konnten und jetzt schüttelt Healy Songjuwelen wie die neue Single "Sing" oder "Afterglow" en gros aus dem Ärmel. Auf "Invisible Band" gibt es nun überhaupt keine Füller mehr. Selbst offensichtliche Gag-Ideen wie "Humpty Dumpty Love Song" entwickeln sich zu melancholisch-grandiosen Mini-Dramen. Dazu gibt es wieder Fran's wunderlich-originelle Texte, die Zeilen enthalten wie: "When I first held you I was cold - A melting Snowman I was told." Doch es ist nicht alleine Fran's Werk, daß überzeugt: Arrangementstechnisch hat die Band ganz schön was drauf. Die neueste Errungenschaft auf dieser CD ist die Entdeckung der Weite - durch flächige Gitarrenstrukturen und den dezenten Einsatz von Strings dokumentiert. Überhaupt: Eine Band, die live gleichberechtigt Coverversionen von Britney Spears und The Band spielt hat schon alleine deswegen unsere Hochachtung verdient. Und obendrein gibt's ein Banjo in "Sing" zu hören.