Normalerweise kommen Acts wie dieser heutzutage aus England und nicht aus Hamburg. Aber sei's drum: Leslie Clio stellte erst mal eigene Songs ins Netz, bevor sie mit dem dadurch erworbenen Rückhalt durch eine beeindruckende Anzahl von Clicks ihren Major-Deal ergatterte und dann so offensichtlich schalten und walten konnte wie sie wollte. Denn anstatt glattpolierten Format-Pops gibt es eine erstaunlich originelle, ungehobelte und im besten Sinne eigenartige Soundlandschaft, die Leslie zusammen mit Produzent Nikolai Potthoff (der auch als Gittarero für Thees Uhlmann arbeitet) zusammenbastelte. Diese besteht aus trockenen Bässen, stolpernden Rhythmen, Keyboards aller Art, nur gelegentlich ein paar Gitarren und natürlich den Stimmkaskaden, die Leslie mit ihrem souligen Organ vom Zaun bricht. Dass sie es sich hier nicht so einfach machte, ihre Songs im gefälligen Salon-Funk-Modus zu platzieren (der Titel des Albums lässt natürlich unweigerlich an Gladys Knight denken), sondern sich die Mühe machte, aus den o.a. Versatzstücken eine spezielle Art des Soul-Pop zu kreieren, in dem die zugänglichen Melodien und Refrains zweifelsohne wichtiger sind als Schönklang und irgendwelche Vokalakrobatik, die zugunsten einer kraftvollen Urwüchsigkeit des Vortrages zurückgefahren wurde, ehrt Leslie zweifelsohne. Das ist eine durch und durch angenehme Überraschung aus einer Ecke, in der man gar nicht danach gesucht hätte.