Ach ja - die schwierige zweite Scheibe! Vermutlich nicht ein Mal Anna Calvi selber hatte sich ausmalen können, dass sie mit ihrer Debüt-CD quasi über Nacht zu einer Ikone der neuen Welle von jungen Damen hätte werden können, die da zur Zeit allenthalben schwappt. Was kann man den Fans nach einem solch fulminanten Einstieg dann also auf dem zweiten Tonträger anbieten? Zunächst mal muss Anna Calvis hoch angerechnet werden, dass sie sich hierüber überhaupt Gedanken gemacht hat, denn sie hätte ja einfach weitere Songs im Stile des Debüts aufsetzen können. Hat sie aber nicht.

Stattdessen bemühte sie sich mit den vorhandenen Möglichkeiten - zu denen neben ihren unkonventionellen Begleitmusikern ja auch ihre eigentümliche Gitarrentechnik steht - einen neuen Weg einzuschlagen. Hierbei ist sie dann auf zwei Ideen verfallen, die am Ende beide nicht funktionieren: Zum einen sind das hymnische Chöre, die indes in merkwürdigen Kindermelodien ersticken und so eher zu Antiklimaxen werden als zu zündenden Refrains und zum zweiten sind das Keyboardtreatments und Streicherarrangements, die indes einfach nicht funktionieren, weil die dermaßen wirr gegen den Strich gebürstet wurden, dass das Bemühen, hier vielleicht eine Bereicherung herbeizuführen, am Ende tatsächlich zum Bruch des ganzen Songs führten. Was bleibt, sind einige Passagen - besonders in längeren Tracks -, in denen durch einen geschickten Umgang mit Dynamik und klangtechnischer Tiefenstaffelung geradezu extatische Momente hervorgekitzelt werden. Da diese aber durch den Rest der Songs nicht aufgefangen werden, funktioniert aber auch das nicht so recht. Insofern könnte man diese Scheibe also als auf interessante Weise gescheitert bezeichnen.