Schön, dass es noch Künstlerinnen wie Jolie Holland gibt, die - innerhalb eines bewusst konkret gewählten Genres - stets nach Möglichkeiten suchen, den musikalischen Bogen weiter zu spannen, als das im Allgemeinen erwartet wird. Bislang galt Jolie Holland als sichere Bank in Sachen gegen den Strich gebürsteten Alternativ-Folks, der vor allen Dingen durch melancholisch geprägte Ruhe auf sich aufmerksam machte. Damit ist jetzt Schluss. Mit einer dominanten, schnarrenden E-Gitarre, die sich in den meisten Tracks als jenes Element aufdrängt, das es in Jolie Hollands Musik bislang gar nicht gab, präsentiert sie sich als eine Art emotional aufgewühlte, angeschrägte Rock-Sängerin. Freilich ist das eine ganz eigene Art von Rockmusik, die sich eher durch eine ungehobelte Attitüde als etwa durch Rock-Klischees äußert - und vor allen Dingen eine, in der immer auch Platz für Country, Folk, elektrischen Blues und vor allen Dingen Jazz ist. Nicht in Form kodierter Zitate etwa, sondern in Form extrem ausgeloteter Einwürfe, die zum Teil regelrecht nickelig gegen den Kontext des Songs umgelegt wurden. Das alles inspirierte Jolie dann zu entsprechend kraftvollen Vocals, die man in dieser Form auch noch nicht von der Dame gehört hatten. Kurzum: Das ist definitiv Jolie Holland 2.0 und keineswegs ein bloßes weiteres Album.