Nachdem The xx auf ihrem letzten Album "Coexist" noch hemmungslos die Nachtschatten und Zwielichter ausloteten, scheint auf "I See You" nun - sprichwörtlich und musikalisch gesehen - die Sonne. Denn angeregt von diversen Nebentätigkeiten der Bandmitglieder (wir erinnern uns zum Beispiel an die eklektische Solo-Scheibe von Jamie Smith) fühlte sich das Trio von der Wanderlust gepackt. Während "Coexist" eher autistisch in einem abgeschlossenen Londoner Studio konstruiert wurde, entstand das neue Material - unter der Beteiligung diverser Freunde und Kollegen - nämlich in insgesamt fünf Locations (New York, Marfa, Reykjavik, Los Angeles und London). Dabei klingen die neuen Songs dann fast wie ein gutgelaunter Gegenentwurf zu den fast unterkühlten Balladen der Vergangenheit. Fast verspielte, treibende Bass-Grooves, aufmunternde Beats, akzentuierende Keyboard-Sprengsel und ein im Vergleich extrovertierter Gesang - teilweise gar mit einer verqueren Soul-Note angereichert - zeigen Facetten des Trios, die man bislang so gar nicht für möglich gehalten hätte. Dabei gelingt es The xx sogar, ihren ästhetischen Grundprinzipien (es klingt alles ein wenig distanziert, trocken aber irgendwie auch elegant) treu zu bleiben. Das ist die Art von Weiterentwicklung, die man sich sowohl als Fan, wie auch interessierter Gelegenheitshörer gerne gefallen lässt.