Mit einem ziemlich ambitionierten Ansatz gingen Joey Ryan und Kenneth Pattengale an ihr viertes Album heran. Nachdem sie das New Folk-Konzept im Simon & Garfunkel-Setting auf den vorangegangenen, (unerklärlich) erfolgreichen Alben bereits hinreichend ausgelotet hatten, war es dieses Mal Zeit für ein bisschen mehr. Nicht nur, dass die meisten der Tracks arrangementstechnisch deutlich fülliger daher kommen, als bislang gewohnt: Das Duo suchte auch nach neuen musikalischen Akzenten.
Diese kommen aus drei Richtungen daher: So gibt es hier eine fast psychedelisch anmutendende Auffassung improvisatorischer Elemente, die insbesondere in dem wunderlichen, zehnminütigen Epos "One More From The Road" zum Tragen kommt. Dann haben sich die Jungs darauf verlegt, statt konventionellen Fingerpickings eine verspielte Easy Listening-Variante ins Spiel zu bringen und dann gibt es - besonders in der zweiten Hälfte des Albums - eine verstärkte Hinwendung zu Country-Elementen zu beobachten. So weit so gut - das Problem ist dann allerdings, dass das alles nicht funktioniert. Hauptsächlich deswegen, weil bei diesen Bemühungen die Songs als solche in den Hintergrund treten. Tatsächlich funktionieren jene Momente am Besten, wo sich die Milk Carton Kids - insbesondere strukturell und gesanglich - dicht an der zuvor präferierten Ästhetik der Altvorderen orientieren. Dafür freilich hätte es des ganzen restlichen Brimboriums nicht bedurft.