Nephilim sind überlebensgroße Halbgötter aus der hebräischen Mythologie. Kein Wunder also, dass das dritte Album des Londoner Crossover Multitalents Ebony Bones nicht eben mit heiterer Gelassenheit daher kommt. Tatsächlich schafft es die produzierende, performende, arrangierende und Regie führende Dame hier, mit ungewöhnlichen Mitteln eine ganz eigene musikalische Sprache zu generieren: Wuchtige Tribal-Beats, subfrequente E-Bass-Sounds, streng strukturierte Streicherarrangements des Beijing Philharmonic Orchestras, Kinderchöre, düstere R'n'B-Vocals und jazzige Elektronik-Sprengsel und Saxophon-Vignetten bilden das archaische Rückgrat dieser bemerkenswerten Weltmusik-Oper, die Ebony Bones hier zusammenfrickelte. Dass Ebony Bones die Gelegenheit nutzte, die aktuellen politischen und sozialen Zustände in Form eines anklagenden politischen Manifestes zu kritisieren, und gegen Rassismus, Unterdrückung, und autoritäre Strukturen zu wettern (und sich dabei auf die Seite der Kinder zu stellen), wundert dann auch schon nicht mehr. "Nephilim" ist dann natürlich auch keine Popmusik im konventionellen Sinne geworden, sondern ein episches, anspruchsvolles Magnum Opus mit cineastischer Grandezza, musikalischem Wagemut und tatsächlich mal Food For Thought zum Sattwerden.