Ekklektizismus, so heißt "Klauen" auf Fein-Pinkelisch, oder jetzt für noch feinere Angeber: "Rückgriff auf die Stilmittel verschiedener Epochen". Der singende Boss der Flower Kings und vor Ideen schier überlaufende Gitarrist von Transatlantic, Roine Stolt, hat Diebstahl natürlich nicht nötig, aber beim virtuosen Rekurs auf die stilbildenden Elemente der Beatles (Stimmführung), Pink Floyd (Keyboardeinsatz, Effekte) und Yes/Steve Howe (Gitarrensound/Phrasierung) macht ihm keiner was vor. Insofern sind dies also auch wirklich so etwas wie "Notizen aus der Vergangenheit", ansonsten aber soll es sich um brandneues Songmaterial handeln, das, wenn man das richtig sieht, alle Fans der obengenannten Bands auf dem Wunschzettel stehen haben sollten.

Was die bereits '75 gegründete, nun als Roine S. und Hans Ludin plus Gästeliste (großartig: Patrik Lundström an Lead Vocals) reformierte Combo hier in edelstes Artwork gehüllt unter's Volk zu bringen sucht, wirkt teilweise wie der Soundtrack zu einem zauberisch in seinen Bann ziehenden Film mit hinreissenden Naturaufnahmen ("The Name Belongs To You"), teilweise wie eine extra zum Mitschmettern in Auto und Badewanne angefertigte "Sing it loud"-Kompilation ("Notes From The Past", Part I), und teils natürlich wie das, was es primär ja bleibt, ein wirklich gutes, dichtes Progressive Rock-Album ("Folke's Final Decision"). Schönere Hammond-, Mellotron- und analoge Synthie-Sounds werdet ihr übrigens im Jahr 2002 nicht so schnell nicht finden. Allerdings: Das schaurig-schön die Grenze zum Kitsch niederrennende "A Road In My Mind" ist zumindest anfangs akkordgetreu beim Titelsong von "Flashdance" ab-ekklektisiert - soviel steht fest.