Jonatha Brooke (die früher mit Jennifer Kimball als The Story firmierte) gehört zu den Musikerinnen, die etwas zu sagen haben und trotzdem nichts dagegen hätten, im Radio gespielt zu werden. Also mehr Jewel als Ani DiFranco, mehr Jill Sobule als Kathleen Hanna. Das unterstreichen auch die beiden (männlichen) Gaststars der Platte. Neil Finn von Crowded House würde hier nämlich kaum dabei sein, wenn wir es bei "Steady Pull" nicht mit einer tollen Pop-Platte zu tun hätten, und Spearheads Michael Franti würde sich nicht für eine Scheibe hergeben, die keinen textlichen Tiefgang hat. Und richtig: "Steady Pull" (das übrigens zeitgleich als CD und DVD erscheint) ist voll von tollen Melodien und jeder Menge interessanter Storytelling-Songs. Co-produziert und gemixt wurde die Platte übrigens von Bob Clearmountain, also einem Mann, der ansonsten die Rolling Stones, Bruce Springsteen oder Bryan Adams zu seinen Kunden zählt. Der hat aus Jonathas modernen Folk-Pop-Songs einen zwar smoothen, aber dennoch sehr vielschichtigen Sound gezaubert, der trotz einer traditionellen Basis gerne auf Samples und soulige Grooves zurückgreift. Warum Platten wie diese mit schöner Regelmäßigkeit bei den Award-Ceremonies in den höchsten Tönen gelobt werden und Preise abstauben, aber - von Novelty Acts wie Jewel abgesehen - nur selten den wohlverdienten Weg in die Charts finden, bleibt ein Rätsel. Hoffen wir, dass Jonatha es mit "Steady Pull" für uns löst.