Eigentlich sollte es uns ja nicht mehr wundern, schließlich hat Conor Oberst schon als 14-Jähriger Songs geschrieben, vor denen selbst hartgesottene Veteranen des Songschreibergeschäfts den Hut gezogen haben. Trotzdem mag man es kaum glauben wollen, dass diese neuerliche Tour de Force das alleinige Werk eines gerade einmal 22 Jahre alten Mannes aus der amerikanischen Provinz (Nebraska, um genau zu sein) sein soll. Ist es aber. Ein Album von geradezu monumentalen Ausmaßen. Nicht nur, dass die großzügig orchestrierte Platte über 72 Minuten lang ist, auch das schöne Booklet kommt nicht mit weniger als 32 (!) Seiten aus. Musikalisch pendeln Bright Eyes einmal mehr zwischen den Extremen, und trotzdem entsteht ein Sound, der alles andere als unausgewogen ist. Denn egal, ob Conor seine Herzschmerzstories nur mit der Wandergitarre begleitet zum Besten gibt und seine Stimme dabei klingt, als hätte er die Songs in alter Lo-Fi-Manier in der heimischen Badewanne aufgenommen, oder ob es gleich ein Miniorchester plus Chor (auf "Lifted" wirken mehr als 30 Musiker mit!) sein muss - Oberst trifft immer die richtige Stimmung, und setzt jeden einzelnen der 13 Songs perfekt in Szene. Als Teenager wurde Conor gerne mit Bands wie Neutral Milk Hotel oder OF Montreal in Verbindung gebracht, allerspätestens mit "Lifted" hat er die nun alle weit, weit hinter sich gelassen. Selbst Mercury Rev, die auf eine ähnliche Sound-Ästhetik zwischen The Kinks, John Lennons frühen Solosachen, The Band und Big Star zurückgreifen, spielen nicht mehr in der gleichen Liga. Was Bright Eyes hier veranstalten, ist genau genommen sogar eine andere Sportart. Eine wahre Großtat!