Cindy Bullens hat - man mochte es angesichts des doch arg poppigen Vorgängeralbums "Between Heaven & Earth" kaum glauben - durchaus eine Rock-Historie. Nicht so sehr Roots-orientiert, wie auf dieser Scheibe, sondern eher kantigen Stones-Rock, so in Richtung des auf dieser Sammlung herausstechenden "Sensible Shoes". Es ist erfreulich, dass dieser Aspekt ihres Tuns auf der neuen Scheibe wieder hervorgekehrt wurde, denn die sentimentalen Songs, die sie ihrer 1996 verstorbenen Tochter Jessie widmete, waren paradoxerweise doch ein wenig zu persönlich um außenstehende wirklich berühren zu können. Die Songs auf "Neverland" entstanden über einen sehr langen Zeitraum - was sich aber als Vorteil erweist, denn somit kommt gar nicht erst so etwas wie Langeweile auf. Dass Cindy, die ihre Karriere als Backing-Sängerin bei Elton John begann, mit dieser Scheibe ihre Songwriter-Karriere unterbricht, um wieder mal den Rock hochleben zu lassen, ehrt sie natürlich sehr - die langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet ist der Scheibe hingegen außerordentlich zuträglich. Die Folk- und Blues-Elemente einiger Tracks sind nicht unbedingt Cindys Ding und somit geraten diese Stücke dann auch ein wenig zu generisch. Wenn es aber um eine knackige Melodie oder ein solides Riff geht, braucht sich Cindy Bullens nicht hinter den männlichen Kollegen ihres Labels zu verbergen. Vermutlich stünde ihr sogar ein Flanellhemd.