Noch immer wissen wir nicht definitiv, ob es die Continental Drifters noch gibt - es spricht aber vieles dagegen. Unter anderem der Umstand, dass sich das Paar Peter Holsapple und Susan Cowsill getrennt hat, was ja kaum eine Band überlebt. Insofern macht es natürlich Sinn, dass Susan Cowsill nun endlich auch mal eine Solo-CD vorlegt - die erste übrigens in ihrer langjährigen Karriere, die mit der Top 10 Single "Hair" ihrer "Familienbande" der Cowsills (die - wie Edgar Heckman schreibt - so eine Art Partridge Family des Rock waren) in den 60s begann. Susan war damals 12. Heute ist sie eine der erfahrensten Sängerinnen und Songwriterinnen per se. Und dies spiegelt diese Scheibe auch wider. Das neue Album ist also gewiss kein Rockbrett - aber auch keine sentimentale Lagerfeuerscheibe geworden. Vielmehr offenbart Susan hier - ähnlich wie bei den Drifters auch - eine relativ umfangreiche stilistische Bandbreite zwischen Paisley, Appalachen-Folk einer Prise Country-Pop und straightem Rock. Dabei schießt sie - wie auch schon die Drifters - manchmal gar übers Ziel hinaus, indem sie einfach zu viele Ideen in die Songs hineinpackt. Das mag man aber nachsehen, denn letztlich war Susan ja nie die simple Pop-Chanteuse. Es bedeutet aber, dass man hier schon mal konzentriert zuhören sollte, um auch bloß alle Vignetten und Details mitzubekommen. Leider wurde bei der Produktion der Scheibe ein entscheidender Fehler gemacht: Susans Stimme wurde unnötigerweise brutal in den Vordergrund gemischt, wodurch die Band-Arrangements (und besonders die kunstvoll gestaffelten Vokal-Harmonien) vollkommen in den Hintergrund treten. Das ist insofern verwunderlich, als dass Susan ja eine durchaus durchdringende Stimme hat und nie Mühe hatte, sich gegen eine Rock-Truppe zu behaupten. Davon abgesehen ist dies aber eine brillante Singer-Songwriter-Scheibe, die sich alle Freunde des Genres und alle Drifters Fans sowieso bedenkenlos zulegen können.