Die erste Live-Scheibe in der Solo-Karriere der ehemaligen Lone Justice-Sängerin ist eine bemerkenswert mutige, ehrliche und ungeschminkte Angelegenheit geworden. Mitgeschnitten vom NDR auf Marias letztjähriger "Comeback-Tour" kommt "Live" ganz ohne Netz und doppelten Boden aus. Wie auch das von Gaesteliste.de besuchte Konzert in Köln am Vorabend dieser Aufzeichnung, bietet "Live" einen relativ repräsentativen Querschnitt aus dem Solo-Oeuvre der Künstlerin, die sich zuvor eine Auszeit von ca. sieben Jahren genommen hatte. Irgendwo liegt hier auch das Problem der Scheibe. Die Band schien auf dieser Tour nicht besonders gut zusammenzuspielen und im Vergleich zu früheren Jahren wirkte Marias Vortrag auch nicht so inspiriert und inspirierend wie damals. Hinzu kam, dass Marias Stimme im Laufe der Jahre einen Gutteil rauher geworden ist, als man das von älteren Aufnahmen her kennt. Ein Fakt, der sich in der Produktion des brillanten letzten Albums "High Dive" zwar noch kaschieren ließ, der sich im Live-Ambiente aber z.T. unangenehm bemerkbar machte. Das alles bedeutet: "Live" ist definitiv kein perfektes Album geworden - aber eben ein ungemein Aufrichtiges - mit allen Warzen, Ecken und Kanten, die ein nicht so gelungener Auftritt eben mit sich bringt. Vielleicht hätte Maria noch mehr Material sammeln sollen, bevor sie sich zur Veröffentlichung entschloss? Vielleicht aber auch nicht, denn ein Mitschnitt eines ganzen Konzertes ist ja immer auch ein Dokument und eine Bestandsaufnahme - und als diese ist "Live" unschlagbar. Und ganz nebenbei bekommt man hier auch zum Teil durchaus uninteressante Versionen einiger McKee-Klassiker zu hören. Als Schmusedecke ist dieses Album indes eher ungeeignet.