Grandaddy-Vorsitzender Jason Lytle sagt, er habe seit seiner Kindheit eine Vorliebe für die Songs, die nicht als Single ausgekoppelt werden - die Songs, die nicht auf den ersten Blick wie Hits aussehen. Er habe sich immer gefragt, wieso das so sei. Nun hat er selbst ein Album mit seinen Lieblingssongs kompiliert, und vielleicht findet man die Erklärung für seine Vorliebe irgendwo dort zwischen den Tönen.

Wer gern Grandaddy hört, wird auch dieses Album lieben und viele der eigenen Lieblinge wiederfinden. "Below The Radio" ist zuallererst eine ausgewogene Mischung aus den wunderbarsten melodischen Indie-Songs, die man auf die Schnelle im CD-Regal erwischen kann. Natürlich ist Beck mit einem Beitrag dabei ("We Live Again"), aber auch das großartige "Run" von Snow Patrol oder der "Bottom Line Man" von Giant Sand; Pavement hätte man ebenso erwartet wie Blonde Redhead oder Beulah. Große Gefühle, große Melodien für Millionen. Lytle ist eben doch ein großer Romantiker, wir haben es schon immer gewusst. Einzig unverständlich, was ihn geritten hat, als er den neuen Grandaddy-Song "Nature Anthem" schrieb, der "Below The Radio" beschließt - selten hat man von der Band solch einen Neo-Folk-Unsinn gehört. Das dazugehörige Video glänzt durch kaum zu überbietende Nervigkeit, mit lustig verkleideten Kindern, die zum immergleichen Refrain ("I wanna walk up the side of a mountain / I wanna walk down the other side of a mountain") lustig zwischen Bäumen hindurchhüpfen. Das kann nicht ernst gemeint sein, das muss grausame Ironie sein. Spätestens bei Erscheinen des nächsten Grandaddy-Albums werden wir darüber herzlich lachen können.

Aber wissen wir jetzt mehr darüber, warum gerade diese Songs zu Jasons Lieblingssongs gehören? Vielleicht weil sie so leise sind und dennoch so eindringlich. Und weil sie die Eigenschaften besitzen, die man an Grandaddy so schätzt, ist diese Platte auch hervorragend geeignet, neue Lieblingsbands zu entdecken.