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The Raconteurs - Broken Boy Soldiers

Platte der Woche

KW 19/2006


The Raconteurs - Broken Boy Soldiers
XL Recordings/Beggars Group/Indigo
Format: CD

Viel wurde bereits im Vorfeld über diese Platte spekuliert, die Brendan Benson, Jack White (Stripes) und die Rhythmusfraktion der Greenhornes zusammen aufgenommen haben. Und um es kurz zu machen: Das Album der Raconteurs hält, was es verspricht. "Steady, As She Goes", die ohne Frage beste Rocksingle des Jahres, steht gleich am Anfang, und trotz ihres störrischen Intros und des offensichtlich bei Joe Jacksons "Is She Really Going Out With Him?" geklau..., Entschuldigung, geliehenen Bassriffs weiß man spätestens beim zweiten Refrain, dass man diesen Song wochen-, vermutlich aber sogar monatelang nicht mehr aus dem Kopf kriegen wird. Ein bisschen so wie "Seven Nation Army" vielleicht, was ja auch kein 08/15-Popsong war.

Der Eröffnungstrack ist allerdings nicht nur die erste Nummer, die das Quartett zusammen aufnahm, sondern auch gleich das beste Beispiel für die schlafwandlerische Sicherheit, mit der White und Benson zusammengearbeitet haben. Obwohl die Melodie des Songs unglaublich Benson-typisch daherkommt, hat White keinerlei Probleme, dem Stück textlich und gesanglich seinen Stempel aufzudrücken. Man kann den Spaß, den die Band bei den Aufnahmen hatte, förmlich hören. Wie ein Kollege bereits so treffend schrieb: Nichts muss, alles kann!

Bei "Hands" fließen die Melodien trotz der harten und straighten Gitarrenriffs mit geradezu hypnotisierender Wirkung, "Broken Boy Soldiers" ist auch produktionstechnisch auf 60s-Psychedelia getrimmt, "Together" dagegen ist eine wunderbar relaxte Ballade Bensons mit einer schönen Orgel, wie sie auch den Rolling Stones in den frühen 70ern gut zu Gesicht gestanden hätte. White beschränkt sich bei diesem Song darauf, mit seiner bekanntermaßen immer ein wenig weinerlich klingenden Stimme den Harmoniegesang zu übernehmen - und es passt perfekt.

"Level" ist unüberhörbar eine White-Nummer und einer der wenigen Songs, die man sich genau so auf einer White Stripes- (respektive Brendan Benson-) Platte hätte vorstellen können. Denn auch wenn es zumeist nicht schwer ist, den federführenden Autor zu identifizieren, inspirierten sich die zwei (bzw. vier) Musiker gegenseitig so sehr, dass die von ihren anderen Projekten bekannten Vorlieben, Trademarks und Eigenheiten hier oft nur einen kleinen Teil des Puzzles darstellen.

Selbst die beiden Greenhornes an Bass und Schlagzeug sind mehr als nur "die anderen zwei". Offensichtlich haben nämlich auch Jack Lawrence und Patrick Keeler ihre helle Freude daran, die Songs zwei der besten Songwriter der letzten Dekade zum Leben zu erwecken. Nun gut, die experimentierfreudigen ProgRock-Avancen bei "Store Bought Bones" gehen vielleicht etwas zu weit, aber die trockenen Instrumentalparts sind wiederum Gold wert. Natürlich hört man der Platte an, dass sie in kurzer Zeit eingespielt wurde und die Songs entstanden, nachdem White und Benson gerade eine White Stripes- bzw. Solo-Platte geschrieben und produziert hatten, aber gerade der teils etwas informelle Charakter der Songs und der Produktion - beispielsweise bei "Yellow Sun" - ist es, der zu begeistern weiß.

Interessant sicherlich auch, dass sich die Platte - zumindest was Tempo und Lautstärke angeht - keinesfalls steigert. Im Gegenteil: Nach dem atemberaubenden Getöse von "Steady, As She Goes" zu Beginn stehen zwei der ruhigsten Songs am Ende der Platte. Mit "Call It A Day" beweist zunächst Benson, dass seine Songs nur eine minimalistische Instrumentierung brauchen, um zu elektrisieren, während White beim Schlusssong "Blue Veins" seine Bluesvorlieben in Perfektion mit Bensons Beatles-Faible in verschmelzen lässt, als wollten sie sagen: Unser Ziel mit dieser Platte war es gar nicht, euch völlig umzublasen, wir wollten für euch nur ein bisschen von der Leidenschaft auf Band bannen, mit der wir Musik machen. Hat geklappt!



-Carsten Wohlfeld-



 
 
 

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