Luke Steele macht keine halben Sachen. Der kauzige Australier, der gerne mit silbern schimmernden Lidschatten auftritt und ausgerechnet als Blues Musiker im Dienste seines Vaters seine Karriere begann und der sein Projekt nach einem verschlafenen Tour-Fahrer benannte, liebt die große Geste. "Mehr ist mehr", meinte er mal in einem Interview und diesem Prinzip bleibt der Mann aus Perth auf seiner zweiten Scheibe treu. Und das meint: Wenn Herr Steele ein Stück - etwa mit schwelgerischen Streichern, federnden Rhythmen, vertrackter Struktur und überbordenden Melodiebögen geschrieben hat - dann überlegt er sich, was er noch dazu packen könnte, um das Ganze noch ein wenig - nun ja - größer zu machen. Meist fallen ihm dann Frauenchöre, zusätzliche Keyboards und gestaffelte und geschachtelte Gitarren ein. Mal ehrlich: Phil Spector würde wahrscheinlich blass werden vor Neid, wenn er nicht schon blass wäre und selbst Brian Wilson müsste sich geschlagen geben angesichts so viel arrangierwütigen Hinzutuns. Dass Steele bei so viel Engagement zuweilen den Überblick verliert und eher Klangwolken als Songs per se produziert, liegt auf der Hand. Dennoch muss der erstaunte Zuhörer anerkennend den Hut lüpfen angesichts solcher Chuzpe. Denn nicht nur ist dieses neue Werk weniger fragmentarisch als das noch ziemlich zerrissene Debüt "Lovers", sondern es strahlt einen geradezu überwältigenden Optimismus und eine glückselige Friedfertigkeit aus - was dann trotz allem doch irgendwie berührt. In unseren Zeiten ist das ja durchaus nicht selbstverständlich. Und so gebührt Sleepy Jackson dann die Ehre, ein Werk geschaffen zu haben, das ein Zeichen setzt. Und das mit "bloßer", schön klingender, fast operettenhafter Pop-Musik. Respekt!