Kari Bremnes letztes Album hieß "Reisen" und war eine Live-Repräsentation ihres Oeuvres, das mittlerweile bereits 16 Alben umfasst. "Reise" ist auch eine gute Metapher für Karis Anspruch als Künstlerin. Kontinuierlich entwickelt sich die Norwegerin von Scheibe zu Scheibe weiter - ohne auf irgendein Ziel zu schielen, aber offen für alles. Große Schritte (wie z.B. das erste Album auf Englisch) sind dabei eigentlich seltener. Wichtiger ist, dass alles im Flow passiert. "Ly" heißt "Schutz" - und dieser Schutz ist wohl für die bekennende Anhängerin von Edvard Munch weniger die Sicherheit musikalischer Konventionen, sondern ihre Reise im gewohnten Umfeld fortsetzen zu können. So agiert sie denn hier mit ihrer langjährigen Band souverän, aber niemals vorhersehbar. Dieses Mal sind es leichte Reggae-Anwandlungen, Sprechgesang, jazzige Rhythmen und die Soli des Trompeters Arve Hendriksen, die die Atmosphäre bestimmen. Nach der richtige Dosierung - der "Passelig Dose" - suchen Kari Bremnes und ihre Musiker dabei immer noch. Und dabei begleitet man sie als Hörer nach wie vor immer wieder gerne.