Ganz so lustig und fröhlich wie es scheint (und wie die Scheibe klingt) ist das neue Werk des "serbischen Rockstars" Goran Bregovic gar nicht. Denn das Album ist seinem Vater gewidmet, einem starken Trinker, der zuletzt ganze Weinberge leer trank - aber sehr alt wurde. Dass slawischer Folkpop dieser Art sich als Soundtrack für Trinkgelage bestens eignet, ist dabei fast schon selbsterklärend. Zusammen mit einer Band aus ungeschliffenen Volksmusikanten (die niemals die Geduld aufbrächten, die gleichen Bläsersätze so lange immer wieder einzuspielen, bis sie der Vorstellung eines Produzenten entsprächen) wurden die Tracks kurzerhand live, in einem Rutsch, in "irgendwelchen Zigeunerküchen" eingespielt. Nicht, dass das deswegen schlecht klänge - nur eben noch lebhafter und energischer als Bregovics letzte Werke. Wobei er musikalisch nahtlos an seine zuletzt abgelieferte "Carmen"-Emulation aufsetzt - inkl. einiger neu aufgelegter Motive und Themen. Das vielleicht faszinierendste für westeuropäische Ohren an Bregovics Musik ist vielleicht seine bewusste Abwendung von allen westlichen Einflüssen - insbesondere US-amerikanischer - und der direkten Hinwendung zum slawischen Erbe. Und das, nachdem er mit einigen Werken bereits bewiesen hat, dass er auch auf erstgenannten Gebiet durchaus souverän agieren könnte. "Alkohol" ist das vielleicht bislang straighteste, typische Bregovic-Werk - und, ganz nebenbei, auch der ideale Soundtrack für jede feucht fröhliche Party.