Inspirationsquellen für Musik sind nicht immer so abgenutzt, wie man meint. Sufjan Stevens zumindest hat sich gleich zwei eigentümliche und originelle Muster als Vorlage für seinen neuesten Streich geschnappt: Den Brooklyn Queens Expressway und den Hula-Hoop. Was vor rund zwei Jahren im Rahmen des Next Wave Festivals uraufgeführt wurde, ist nun in einem CD+DVD-Package zusammengefasst und für alle festgehalten, die der Live-Premiere nicht beiwohnen konnten, wobei es sich um keinen Live-Mitschnitt des Auftritts handelt. Stattdessen bekommt man eine Verknüpfung von Filmsequenzen geboten, die den "BQE" und den Hula-Hoop porträtieren, sowie eine eigens dazu komponierte Suite, die die jeweiligen Bilder musikalisch untermalt. Auf den ersten Blick erscheinen beide Elemente konträr, aber im Laufe des Films verschmelzen sie immer mehr zu einem Ganzen und es wird ein Bezug zwischen den auf dem BQE fahrenden Autos und dem Hula-Hoop hergestellt.
Man kann sich entweder den Film samt Musik als Einheit zu Gemüte führen oder ganz einfach nur die CD einlegen und alles andere ausblenden bzw. seiner Fantasie überlassen. Überraschend facettenreich gestalten sich die gezeigten Aufnahmen, die neben den kargen, betonierten und zum Teil einsamen Straßen auch das genaue Gegenteil, nämlich die Lebendigkeit des BQE einfangen. Trostlosigkeit, dahin gleitende Autos sowie bunte Werbeschilder und Berufsverkehr werden in den verschiedensten Perspektiven dargestellt. Dabei spielt die Musik eine wichtige Rolle, zum Beispiel in dem sich das Tempo den Aufnahmen exakt anpasst oder die Musik je nach Thema entweder sehr klassisch (vorbeiziehende Landschaft) mit Piano, Streichern und Trompeten ausfällt bzw. futuristisch (Skyline) oder destruktiv (Straßen) und sogar spielerisch, verträumt (Hula-Hoop) anmutet. Irgendwie schafft es Sufjan Stevens, der nicht nur Regie führte, sondern auch alles selbst komponierte, die Übergänge zwischen Natur und Stadt sowie Tag und Nacht interessant und mit dem richtigen Blick ausgestattet dem Publikum näher zu bringen. Zugegebermaßen wird die behandelte Thematik nicht jeden begeistern können, doch lohnt sich auch ein Blick in das 40-Seiten starke Booklet, in dem Stevens höchstpersönlich seine Sichtweise auf die Dinge und seine Intention hinter dem Projekt dokumentiert. Wahrlich eine kleine Reise.
