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Stereomotion - Sehn:Sucht

Stereomotion - Sehn:Sucht
Danse Macabre/Alive
Format: CD

Schon beim ersten Hören wird das Herz ganz schwer - nicht etwa, weil die dritte Platte von Stereomotion vielleicht schlecht ist oder die Erwartungen enttäuscht. Nein, vielmehr, weil die Platte schafft, was im schnelllebigen Musikbusiness nur noch ganz selten zu finden ist: Die gleichnamigen Gefühle, die von "Sehn:Sucht" transportiert werden sollen, kommen dort an, wo sie hingehören - beim Hörer. Spür-, hör- und erlebbar ist Herzblut in die zehn Songs geflossen. Mehr noch als bei den beiden Vorgängeralben "Resistance:2012" und "Apocalypse:Forever". Da zählte das Ein-Mann-Projekt, hinter dem Florian Jäger steckt, noch völlig auf elektronische Instrumente. Warum er nun auch organische Elemente, wie ein Piano, Streicher und eine E-Gitarre hinzugefügt hat, verrät seine Plattenfirma leider nicht. Auch nicht, dass dies der Platte sehr gut tut: Es macht sie lebendiger, griffiger und hebt sie von vielen anderen Elektroproduktionen ab.

Die Melodien sind eingängig - werden zu echten Ohrwürmern. Unerwartete, aber ausgewogene Tempi-Wechsel sorgen für Spannung - ohne jedoch störend oder nervig zu werden. Im Gegenteil - Florian Jäger beweist sich bei seinem dritten Werk als großartiger Komponist, der die Balance zwischen Spannung und Eingängigkeit über die Länge des Albums aufrecht erhält.

Aber: Ich bin sehr froh, dass ich der Platte nach dem Anhören des Intros und dem vierten Song noch eine Chance gegeben habe. Das Intro baut zwar eine bedrohliche Kulisse auf - trotzdem: verzichtbar. Und bei "Pride" kündigt ein Voice-Sample an, was gleich passieren wird: "Das wird jetzt weh tun - sehr sogar!" Während der verspielte Piano-Part am Anfang noch Hoffnung auf einen schönen Song macht, setzt plötzlich monotoner Gesang ein, der deutlich hörbar neben der Melodielinie liegt - und definitiv in den Ohren weh tut! Im Refrain wird dann zum Glück alles wieder gut - die Stimme nimmt wieder ihre dämonische, tiefe Färbung an und die einsetzende E-Gitarre beweist sich als bestes Schmerzmittel. Und doch habe ich noch einen weiteren Meckerpunkt - bei dem es erneut den Gesang trifft, wenn man ihn tatsächlich so nennen will: Bei "French Kiss" wird der Hörer von einer derben Frauenstimme begrüßt (die mich sofort an Lori Meyers von NOFX erinnerte), die hier aber unpassender nicht sein könnte.

Deutlich positiv fällt jedoch "Addicted" auf. Vertrackte Elektro-Beats, ein eingängiger Refrain und eine dezent platzierte E-Gitarre treiben den Song nach vorne. Als eine "Wellenbewegung zwischen heller und dunkler Stimmung" hat ein Kollege den Song "Filth" beschrieben. Ich denke eher, dass die düstere Grundstimmung bestehen bleibt - auch wenn die dämonisch klingende Männer-Stimme immer wieder von einem Voice-Sample abgelöst wird. "Ich kann die Dunkelheit in Dir spüren" - nach dieser Zeile steigert sich das Tempo des Beats - und Hoffnung keimt auf. Aber nur kurz, bis sich der Beat wieder beruhigt. "On Your Knees" ist absolut klassisch und eingängig - vielleicht der Anspieltipp der Platte. Ein klassischer Elektrobeat trifft hier auf Piano, E-Gitarre und einen besonders eingängigen Refrain.

Einige Kollegen ziehen Paralellen zu VNV Nation, Diary Of Dreams und Project Pitchfork - das kann ich nicht nachvollziehen. Bestensfalls erinnern mich insbesondere einige Gesangslinien an "The Retrosic" - ansonsten stellt die Platte ein abwechselungsreichen Ritt durchs Elektro-Genre dar, so dass jeder Vergleich hinken würde. Ein gelungenes Album mit einigen Tanzflächen-Knallern wie das flotte und treibende "In God's Name" oder "Schuld und Sühne". In meinem Player läuft es gerade in Dauerschleife - passend zur Herbststimmung, die sich zwischen leuchtend schönen, hellen Farben und dem nebligen Einheitsgrau bewegt.



-Esther Mai-



 
 
 

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