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Ext!ze - FallOut Nation

Ext!ze - FallOut Nation
Trisol/Soulfood
Format: CD

Die Platte beginnt mit einem Stück, das man vor der Erfindung von Hellelektro und der Cyber-Gothic-Szene schlicht und ergreifend Techno genannt hätte. Nachdem "Oh Fortuna" aus der weltberühmten Carmina Burana rüde unterbrochen worden ist, schallen dem Hörer die Wörter "You are a poser" zusammen mit einem schnellen Beat und einigen Loops aus den Lautsprecherboxen entgegen. Der Beat wird heftiger, schneller, um schließlich wieder von einem Sprachsample unterbrochen zu werden. Und plötzlich ist sie da: Eine Melodie im Hintergrund.

Es ist schier unmöglich unvoreingenommen an "FallOut Nation", dem Debüt der deutsch-französischen Formation Ext!ze, heranzugehen. Viele vernichtende Besprechungen hat es erhalten: Es sei pornographisch, Frauen verachtend, schlecht produziert und schlichtweg dumm. Das Artwork wirkt ebenso wenig vielversprechend, zieht mit seinem Neon-Look Cyber-Gothics an und stößt Musikfans gleichermaßen ab. Kann ja nur Plastikelektro sein, wenn es schon so bunt verpackt ist, werden sich die meisten denken und den Silberling im Regal stehen lassen. Und begehen damit einen Fehler.

Denn "FallOut Nation" ist viel besser als sein Ruf. Es ist vielschichtig, teils sehr melodiös, teils einfach nur laut, Krach machend und treibend. Zwar ist die Scheibe mit Sicherheit nichts für den heimischen Player, da die extrem treibenden Beats Stillstehen unmöglich machen. Dafür birgt die Platte mit Sicherheit den einen oder anderen Clubhit. Die Bässe klingen satt. Die Sounds sind gut abgemischt, homogen und sauber produziert und klingen nicht wie 08/15-Plastiktechno. Dazu kommt die Dynamik des Albums, die durchweg oben gehalten wird und trotzdem noch Höhepunkte bieten kann. Da ist beispielsweise "Aerial Zombies", eine Wand aus purer Elektronik mit einem geisterhaften Wehklagen im Hintergrund. Oder "Electronic Revolt", ein absoluter Tanzflächen-Hit mit einer großen Melodie, bestehend aus einem harten Beat, energiegeladenen Synths und, sehr untypisch für dieses Genre, melodiösem Gesang. Für zarter besaitete Gemüter, die zwar Elektronik mögen, aber nicht unbedingt auf Hellelektro stehen, ist "We Are The Night" ein guter Anspieltipp - Ext!ze kommen bei diesem Stück absolut gemäßigt daher. Sie beweisen bei diesem Track ein Gespür für schöne Melodien. Sichtbar werden auch die Trance-Wurzeln der Combo, gehört das Stück doch eindeutig in die Hardtrance-Ecke.

Die Texte sind bei vielen Kritikern unverständlicherweise komplett durchgefallen. Dabei bewegt sich das deutsch-englisch-französische Gemisch nicht nur auf oder unter Gürtellinien-Niveau. Zwar finden sich ab und an auch Porno-Schnipsel, diese sind jedoch alles andere als aufdringlich. Abstriche machen müssen die Hörer bei "Gothic Pussy", dem textlich ein Abzählreim zugrund liegt. Muss nicht schlecht sein, funktioniert hier jedoch überhaupt nicht. Zu den Akteuren, die spätestens beim Amphi-Festival in Köln auch live bewundert werden können, zählt unter anderem Cyber3lla aus Frankreich (Gesang und Keyboards), der die Band 2007 als One-Man-Show gegründet hat. Er spielte vorher in französischen Metal-Bands - Einflüsse aus dieser Sparte suchen die Hörer auf "FallOut Nation" jedoch vergebens. Als er mit der Gothic-Szene in Berührung kam, war er vom kaputten, jedoch sauberen Sound des Elektros fasziniert, hat sich gefragt, wie man den produzieren kann und hat es selbst ausprobiert. Das Ergebnis klang nach eigenen Angaben fürchterlich. Vor rund einem Jahr kamen die weiteren Mitstreiter zu Ext!ze, Ionic Matrix aus Deutschland (Gesang und Gitarre), Cyb3rSlut aus Frankreich (Drumpad), und Cyb3rCore aus Deutschland, zuständig für Sampling und Sound-Design - gemeinsam erschufen den nun zu hörenden Sound und bekamen einen Plattenvertrag bei Trisol. Absolut zu Recht!



-Esther Mai-



 
 
 

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