Da "Timeloss" der Schweden eine favorisierte CD und "Téa" der Oberüber-Lieblingssong ist, war die Vorfreude, ja diesmal wirklich Sehnsucht nach "Breathing" erheblich. Und kann ein Paatos-Album, das so heißt, wie der Hammersong von Kate Bush, bei dem man sich heute gen Fukushima verneigen möchte, wirklich schlecht sein? Natürlich nicht. Man bereite sich also auf eines der Alben des Jahres vor, jedenfalls in den bestrittenen Kategorien (Trip)Prog, female fronted Alternative oder auch Cinematic Rock. So schubladisiert sich die zum Quartett geschrumpften Truppe um Sängerin und Cellistin Petronella Nettermalm nämlich nachvollziehbarerweise selbst. Und Bildsequenzen beginnen in der Tat zu flackern und abzulaufen, sobald diese CD sich dreht. Teils ist das sich verbreitende Licht strahlend hellblau, wie auf "Gone", teils in flötigem Lindgrün wie beim gottvollen "Shells", das auch Mellotron auffährt, teils in Klavierlackschwarz und Cello-Rotbraun wie "Andrum".

Der Gesang der gern mit Beth Gibbons oder Björk verglichenen Petronella wird weiterhin von Jahr zu Jahr besser, eindringlicher, unvergleichlicher, dabei aber teils brüchiger ("Surround") Doch auch die Drums haben nochmal zugelegt. Obwohl relativ leise gemischt, ist "Breathing" rhythmisch häufig atemberaubend - genauso übrigens wie die Entdeckung, die man bei manchen Texten machen kann ("Fading Out"). Überhaupt lädt dieses insgesamt streicherlastige Album zu Expeditionen ein - "No More Rollercoaster" beispielsweise überrascht mit einem amtlichen Jazzgitarren-Solo.

"Over And Out", wie die Ansage der Funker, dass ein Gespräch beendet ist, heißt auch das letzte Stück auf dieser Pfundsplatte. Paatos 2011 sind wie aus der Tiefkühlung genommene und vom Elektrosmog befreite Pure Reason Revolution - nur viel besser! Over and Out.