Chuck Prophet ist nicht nur einfach ein Musikus, sondern auch ein ganz normaler Fan. Bei jeder sich bietender Gelegenheit zitiert der Meister aus Musik, Literatur und Film. Chuck Prophet kennt sich halt aus mit dem, was er tut. Unter anderem ließ er sich zu der Aussage hinreißen, er könne Waylon Jennings Album "Dreaming My Dream" im Traum zitieren. Irgendwie kam es dann dazu, dass er sich mit Ehefrau Stephanie Finch und ein paar befreundeten Musikern im Studio wieder fand und tatsächlich die ganze Scheibe Stück für Stück einspielte. Nun weiß man ja, dass Chucks Temperament stark tagesformabhängig ist. Anlässlich jener Gelegenheit muss die Inspiration ihn dann dermaßen mitgerissen haben, dass dabei ein kleines Meisterwerk entstand. So beginnt die Scheibe zwar noch relativ gewohnt - Chuck im Twang-Vaudeville-Lounge Modus, wie man ihn kennt - doch von Track zu Track verlässt er gewohntes Terrain und experimentiert auf Teufel komm raus. So überlässt er Stephanie die Lead-Vocals bei "Let's All Help The Cowboys", versucht sich tatsächlich an reinrassigen Country-Sounds oder bohrt die Nummern psychedelische auf - bis hin zum Quasi-Instrumental "The Door Is Always Open" - mit Rhythmusmaschine, Quasi-Rap und zerhackten Orgel-Sounds. (Besser hätte so etwas Waylons Sohn Shooter auch nicht hinbekommen.) Nun könnte man ja sagen, dass dies musikalische Leichenfledderei auf Kosten des Vorbildes sei. Weit gefehlt: Waylon Jennings war ja bekanntlich einer der ersten Outlaws überhaupt, der sich gegen das Diktat des uniformen Country-Gleichklanges auflehnte und deswegen fast seinen Hut nehmen musste. Insgesamt ist "Dreaming Waylon's Dream" eine in meherlei Hinsicht überraschende Angelegenheit geworden.