Nach einem Jahrzehnt Musikbusiness und knapp vier Jahren seit "The Best Damn Thing" rückt Avril Lavigne endlich mit dem lang ersehnten und viel diskutierten vierten Studioalbum raus. Rockgöre ist die Kanadierin eigentlich nicht mehr zu nennen, fabriziert wird da eher anspruchsvoller Pop mit dezent rockigen Anleihen.

Der Sound von "Goodbye Lullaby" ist zuweilen etwas dünn, und da wir es hier nicht mit einer Adele zu tun haben, reichen die Stimmqualitäten nicht unbedingt aus, solche Löcher zu stopfen; Avril Lavigne lebt nach wie vor zum großen Teil vom Image. Einen bitteren Beigeschmack gibt der sonst ganz gelungenen Platte die krampfhafte Trimmung auf rebellische Teenagerin: Die mittlerweile 26-Jährige verheiratete und geschiedene Lavigne sollte es eigentlich besser wissen, als "You know that I'm a crazy bitch/ I do what I want". Diese Verse ausgeblendet ist "Smile" aber einer der besseren Songs und dürfte gerne als Nachfolgesingle verpulvert werden, mehr Potential als "What The Hell" bietet dieser Track allemal. "4 Real" wiederum ist eine schnulzig-schöne Ballade ganz im alten Stil und lässt eingefleischte Fans erleichtert aufatmen.

Vielleicht sollte man auch einfach nicht immer so verdammt erwachsen sein und die Musik nehmen, wie sie ist: Etwas pathetisch, infantil, mit dick Zuckerguss und Streuseln obendrauf, aber auch: einfach gut. Ein Schritt zurück ist "Goodbye Lullaby" auf keinen Fall, dass es nach "The Best Damn Thing" aber auch nicht viel weiter nach unten ginge, sei mal dahingestellt.