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Roger Waters - The Roger Waters Collection

Roger Waters - The Roger Waters Collection
Columbia/Sony Music
Format: 7CD+DVD

Eine späte Abbitte: Schreiber dieses konnte mit den von Roger Waters dominierten Pink Floyd-Alben ('76 - '85) immer weitaus weniger anfangen als mit allem, was davor und danach kam. Da lag die Vermutung nahe, dass Waters' Soloschaffen - also sozusagen das Reindestillat von "The Wall" - erst recht kein Vergnügen bereiten würde. Ein gewaltiger Irrtum, dessen Korrektur mit Hilfe der hier versammelten sämtlichen Soloalben des Bassisten, Gitarristen, Sänger und Komponisten über die gesamte, lange Distanz Spaß macht.

Erstling "The Pros And Cons of Hitch-Hiking" ('84) fungierte anscheinend noch als Freischwimmer-Abzeichen, beispielsweise "4:30 AM" erinnert doch sehr an "Mother" und später an "...Brick". Positiv auffallend aber schon an diesem Konzeptalbum die opulenten Arrangements mit Orchester und Chören sowie besonders starken Parts für die "Hintergrund"-Sängerinnen Madeline Bell, Doreen Chanter und Katie Kissoon. Auch die sonstige Besetzung ist edel und weist beispielsweise David Sanborn (sax) oder Andy Bown (guit; The Herd, Status Quo) auf, während sich Eric Clapton vergleichsweise zurückhält.

Der zweite Streich, "Radio KAOS" von '87, mimt eine Radio Show. Die großartige "Bleeding Heart Band" besteht u.a. aus Andy Fairweather Low (guit) und Mel Collins (sax). Neben Bell, Chanter und Kissoon gibt es hier auch ein freudiges Wiederhören mit Clare Torry (u.a. "The Dark Side Of The Moon") und eine eher belanglose Wiederbegegnung mit Paul Carrack.

Allein schon wegen der Entdeckung von "Amused To Death" '92 hat sich die Box-Beschäftigung gelohnt: Das sich an Neil Postmans Buch "Amusing Ourselves to Death" orientierende gesellschaftskritische Epos brilliert mit einem stringenten Konzept, starken Melodien sowie einer unüberbietbaren Gästeliste. Beispielsweise Jeff Beck (guit) hinterlässt fast überall kräftige Farbtupfer, weitere Highlights bieten P. P. Arnold (voc), Don Henley (voc), B. J. Cole (pedal steel), Steve Lukather (guit) oder Geoff Whitehorn (guit). Nummern wie "What God Wants" oder "It's A Miracle" brauchen sich vor keinen Pink Floyd-Kompositionen zu verstecken. Und tun dies auch nicht.

The classical Side of Roger Waters zeigt dann "Ça ira". Das gleichnamige Lied war so etwas wie das "We Shall Overcome" der französischen Revolution und diente Waters als Inspiration für eine Oper in drei Akten. Das Doppelalbum gefällt durchgängig, speziell die Soundtrack-artige Ouvertüre fasziniert, während "France In Disarray" Detonationen in der Partitur hat, gegen die Haydns "Sinfonie mit dem Paukenschlag" Hintergrundmucke für einen Streichelzoo ist. Die Modernität des von den Solisten Bryn Terfel (Bassbariton), Ying Huang (Sopran) und Paul Groves (Tenor) geprägten Werks verrät sich u.a. durch die "Western"-Motive von "To The Windward Isles" sowie die Einbindung von "filmischen" Elementen wie Hufgetrappel ("The Fugitive King").

Die häufigen Touren und teils bombastischen Auftritte vor allem mit "The Wall"-Material werden durch "In The Flesh" dokumentiert, das als Doppel-CD wie als Konzertfilm auf DVD enthalten ist. Die Aufnahmen entstanden am 27. Juni 2000 in der Rose Garden Arena in Portland, Oregon, und belegen neben vielen anderen Dingen auch, wie viel Waters eigentlich selbst singt. Optisch macht auch Linkshänder-Gitarrist Doyle Bramhall II einiges her, der mit einer Kette rumläuft, die an ein Lebkuchenherz vom Rummel erinnert. Ein besonders Highlight bietet "Comfortably Numb", bei dem sich Bramhall solierend mit dem einfach großartigen Snowy White abwechselt.

Pros:
- Selten hat es so viel Freude bereitet, alte Vorurteile zu revidieren;
- Das Design der Box selbst ist ein zusätzliches Plus;
- Ausgesprochener Smile Price;
- "In The Flesh" sowohl als Doppel-CD wie als DVD enthalten;
- "Amused To Death" ist ganz besonders hörenswert.

Cons:
- Keine Texte, auch das Libretto von "Ca Ira" wird schmerzlich vermißt;
- Schriftgröße nur für Ameisen komfortabel.



-Klaus Reckert-


The Wall - Roger Waters - @ Zürich - Juni 2011

 
 
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