Man kann von Glück sprechen, dass Michael Kiwanuka nicht, wie beabsichtigt, als Session-Gitarrist Karriere gemacht hat, denn somit wäre der Öffentlichkeit wohl eine der größten Soul-Stimmen der letzten Jahrzehnte entgangen. Statt hinter großen Namen die zweite Geige zu spielen, hat er mittlerweile selbst in der ersten Reihe Platz genommen und avancierte schon vor der Veröffentlichung seines Debütalbums "Home Again" in seiner Heimat UK und auch darüber hinaus zu einem der gefragtesten Newcomer. Allein die Support-Shows für Adele und Laura Marling dürften richtungsweisend sein und zum Ausdruck bringen, was für ein großes Talent in diesem jungen Mann steckt, der mit Anfang zwanzig aus dem Londoner Norden die Welt mit seinen Songs begeistert.

Kiwanuka schafft es sich auf direkte Weise mit feinfühligen Melodien, einer gesanglich emotionalen Tiefe und einer zusätzlichen, instrumentalen Schlichtheit mitzuteilen und berührt mit Songs über das Leben, die Liebe und den einen oder anderen Sehnsüchten. Dabei ist es vor allem die Stimme des Musikers mit ugandischen Wurzeln, die sich ins Gedächtnis gräbt und die Songs womöglich selbst ohne musikalische Begleitung tragen würde. Das Album verneigt sich, was den Klang angeht, förmlich vor den Soul-und Folk-Größen der Vergangenheit und wüsste man es nicht besser, würde man die Stücke wohl kaum dem Jahr 2012 zuordnen. Doch Michael Kiwanuka liefert mit "Home Again" keine bloße Kopie der alten Meister ab, sondern nimmt diese höchstens als Vorbild, um seine eigenen Erzählungen, Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Mit dem Resultat, dass die Songs bereits jetzt einen zeitlosen Charakter versprühen und ihren eigenen Stempel tragen.