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Tonträger-Review
 
Holly Cole - Night

Holly Cole - Night
Tradition & Moderne/Indigo
Format: CD

Das selbsternannte musikalische und stilistische Chamäleon ist nach längerer Pause mit persönlichen Missgeschicken wieder zurück. Und wie: Auf ihrem neuen Werk präsentiert sich die Kanadierin Holly Cole als Nachteule. Nun - das ist nicht sooo überraschend, denn sie tendierte immer schon dazu, ihre Interpretationen sehr viel düsterer zu gestalten, als dies die Originalversionen eigentlich vorgegeben hätten. Nach einer Phase der Hinwendung zum klassischen Songbook plündert Holly dieses Mal wieder die gesamte Musikhistorie und wählte dabei alte Favoriten wie Tom Waits ebenso wie Stücke, die eigentlich an ihre Original-Arrangements gebunden erscheinen - den Bond-Klassiker "You Only Live Twice" etwa oder Elvis' "Viva Las Vegas". Dafür interessiert sich Holly Cole natürlich überhaupt nicht, sondern zieht diese Stücke genauso durch ihre "mitternächtliche Entschleunigungsmühle" wie eklektische Captain Beefheart-Nummern oder Jacques Brels "Ne me quitte pas / If You Go Away" (das sie aber doch zumindest teilweise auf Französisch präsentiert). Der musikalische Ansatz ist dabei weit weniger Jazz-orientiert als noch zuletzt - und das, obwohl sich Holly u.a. wieder mit ihrem ersten Trio Aaron Davies und David Phil zusammentrat. Doch der vielseitige Bläser Johnny Johnson oder Pedal Steel-Legende Greg Leisz sorgen stets für Akzente außerhalb des Jazz-Genres - das sie hier übrigens auch gerne mal mit einem Augenzwinkern einsetzt, wie z.B. bei ihrer selbst verfassten Film-Noir-Spy-Story "You've Got A Secret". Als Bonbon gibt es mit "If You Could Read My Mind" ein Cover ihres Landsmannes Gordon Lightfoot - was auch ungewöhnlich ist, denn Holly Cole legte musikalisch bislang nicht viel Wert auf ihre kanadische Herkunft. Rein musikalisch wäre die Auszeit vielleicht gar nicht nötig gewesen - sie fegte aber Holly Cole wohl mit frischem Wind ins Hier und Jetzt. Und ehrlich gesagt ist die "neue" Holly Cole sogar auch genau die, die ihre Fans haben möchten.


-Ullrich Maurer-



 
 
 

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