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Dead Can Dance - Anastasis

Dead Can Dance - Anastasis
Pias/Rough Trade
Format: CD

Als Lisa Gerrard und Brendan Perry 1984 das erste Dead Can Dance-Album herausbrachten, war die Welt - mangels PCs, Handys und Web - noch einfacher, langsamer und kleiner. Umso gewaltiger war der Eindruck, den das bis heute ungleiche Paar mit seinem eigentümlichen Mix aus Pop, Klassik, Weltmusik (gab es damals auch noch nicht), Elektronik und Ambient präsentierte. Was heute (u.a. dank Sampling und Computertechnik) jeder Hinz und Kunz zu Hause fabrizieren kann, schufen Gerrard und Brendan weiland mit Vision und Kunstverstand, mit Herz und Hand. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man sich das neue Werk anhört.

Das erste Dead Can Dance-Album seit 16 Jahren (es gab zwischenzeitlich durchaus Kollaborationen außerhalb des Projektbezuges zu DCD) heißt betreffenderweise "Anastasis" - Altgriechisch für Wiedergeburt - und zeigt das Duo in klassischer Höchstform. Es gibt acht Tracks, die von den beiden Protagonisten abwechselnd präsentiert werden. Die generelle musikalische Stoßrichtung ist dabei im Orient und Mittelmeerraum zu verankern, den Perry mit seinen musikalisch-historischen Studien besonders unter die Lupe nahm. Obskure Ausnahmen sind gälische Klänge (das Album wurde in Perrys irischem Kirchenstudio aufgenommen) und asiatische Anwandlungen (Gerrard schrieb zuletzt Musik für einen japanischen Samurai-Film der "Ichi"-Reihe). Gewisse Eindrücke drängen sich auf: Kaum jemand geht so souverän mit Raum und Zeit, majestätischer Größe und transparenter Grandezza um wie Dead Can Dance - und zwar ohne, dass es jemals kitschig oder wirklich bombastisch wird.

Die oft besungenen Weltmusik-Einflüsse sind durch das klangliche Treatment der folkloristischen wie der traditionellen Instrumente sorgsam in das Setting verwoben. Mal klingt Perry wie eine sonorere Version Jim Morrisons und gelegentlich erinnert die Präsentation von Lisa Gerrards nonverbale Linguistik an die Art, in der ihre Kollegin Natasha Atlas Tradition und Moderne verwebt. Und was das Inhaltliche betrifft, so bezieht sich Perry in seinem Ansatz, spirituelle Philosophie, Liedgut, Esoterik und Poesie miteinander zu verquicken, gar in der Basis auf die alten Griechen. Und melodisch überzeugen Dead Can Dance dieses Mal mit einer bewussten Hinwendung zu Simplizität und Klarheit. Kurzum: Das ist ein DCD-Album, wie es im Buche steht und schließt nahtlos an die Traditionen und Qualitäten der alten Arbeiten an - und das auf eine bemerkenswert unaufdringliche und unspektakuläre (ergo evolutionäre und natürliche) Art. Es ist in diesem Sinne sozusagen tatsächlich eine klassische Wiedergeburt geworden.



-Ullrich Maurer-



 
 
 

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