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Tonträger-Review
 
Bob Dylan - Love & Theft

Bob Dylan - Love & Theft
Columbia/Sony Music
Format: CD

Bob Dylan selbst hat seine neue Platte ein "Greatest Hits-Album (noch) ohne Hits" genannt. Eine clevere Beschreibung, die den Kern der Sache trifft. Aufgenommen hat Dylan dieses - sein 43. Album - erstmals seit über 20 Jahren nicht nur mit Studioprofis, sondern mit seiner Touringband (die, das sollte man fairerweise erwähnen, natürlich auch aus Größen wie beispielsweise dem texanischen Gitarrengott Charlie Sexton besteht). Unfassbare 450 Konzerte hat Dylan seit der Veröffentlichung des Grammy-geehrten Vorgängers "Time Out Of Mind" in nur vier Jahren gespielt und sich dabei vor allem auf seine unzähligen Hits und Hymnen verlassen, egal, ob er sie nun als Country-Jangle, Bluesrocker oder Bluegrass-Nummer interpretierte.

"Love And Theft" wurde in einer der zumeist sehr kurzen Tourpausen innerhalb von nur zehn Tagen aufgenommen. Und im Endeffekt macht Dylan (analog zum eingangs erwähnten Greatest-Hits-Statement) nichts anderes, als, ähnlich abwechslungsreich wie bei seinen Konzerten, eine streckenweise ebenso abenteuerliche wie gewagte, aber stets gelungene Melange aus verschiedensten Stil- und Spielarten zu präsentieren. Seine beiden Früh-90er Cover-Alben hatte er nach eigener Aussage aufgenommen, damit diese alten Folksongs nicht in Vergessenheit geraten. Ähnlich schien er streckenweise auf "Time Out Of Mind" zu verfahren. Mit neuen, eigenen Songs zwar, aber mit einem gewollt altmodischen Sound. Ähnlich ist es auch auf "Love And Theft", auf dem Dylan zum Teil mit seiner sensationellen Band erschreckend authentisch den Sound der 30er und 40er Jahre trifft und uns auf eine Zeitreise von der Country-Hochburg Nashville bis ins vom Blues überschwemmte Mississippi-Delta mitnimmt.

Die musikalisch langweiligsten Stücke wie der 40er-Jahre-Lounge-Song "Moonlight" sind dabei paradoxerweise die eingängigsten Stücke und am ehesten radiokompatibel. Die wirklichen Highlights allerdings sind das schwer-rockende "Honest With Me" mit einem genialen Slide-Guitar-Riff, die hervorragende Akustik-Ballade "Sugar Baby", die den Sound des "Oh Mercy"-Albums streift, und das schwer zu beschreibende "High Water", das eine Melange aus Dylan-Klassikern wie "The Ballad Of Hollis Brown" und "Blind Willie McTell" zu sein scheint und mit zu Dylans besten Songs überhaupt zählen dürfte.

Abschließend könnte man noch die Frage stellen: Ist es Dylans beste LP, oder zumindest eine seiner besten? Eine Frage, die eigentlich unbeantwortbar ist. Wer wie Dylan gleich eine Handvoll der besten und vor allem soundtechnisch bahnbrechendsten Alben des 20. Jahrhunderts aufgenommen hat, tut sich natürlich schwer, weiterhin neue Wege zu gehen. In den 80ern wollte Dylan mit dem Sound der Zeit gehen - einige seiner schlechtesten Alben waren die Folge. Jetzt präsentiert er sich eher als musikalischer Archivar. Eine Rolle, die ihm ausgezeichnet zu Gesicht steht und die ihm - wie die hervorragenden neuen Songs beweisen - auch die Möglichkeit gibt, seine eigene Vergangenheit in ein (noch) besseres Licht zu setzen.



-Carsten Wohlfeld-



 
 
 

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