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Anathema - Universal

Platte der Woche

KW 42/2013


Anathema - Universal
Kscope/edel
Format: CD+DVD

These: "Weather Systems" ist für Anathema, was "Wish You Were Here" für Pink Floyd war. Für beide Verfeinerungsstufen mussten sich die Bands unglaublich weit von ihren teils kruden (wenn auch jeweils wirklich aufregenden) Ausgangspositionen entfernen. Auf beide Alben scheinen sich auffallend viele Musikhörer einigen zu können, jenseits von Geschlecht, Alter und sonstigen Beuteschemata. Böser ausgedrückt: Die Chartsware (#14 in Deutschland f. "Weather Systems") "WS" und "WYWH" kaufen auch Mädchen, die gar keinen Prog und kaufen sogar Studienräte, die eigentlich keinen Rock mögen.

Mit dieser auch bei uns im Interview beleuchteten Wunder-Wetter-Platte im Gepäck ging die Band aufwändiger und intensiver als bislang auf Tournee - wofür sie 2012 auch seitens der UK Classic Rock Presents Prog Awards mit dem Preis für die "Best Live Performance" ausgezeichnet wurden. Wir hatten uns das dunnemals in der "Opethema"-Kombi gegeben. Das hatte einerseits den Vorteil, dass die schnoddrigen Jokes von Opeth-Boss Mikael Åkerfeldt vor allzu viel Rührung bewahrten. Hatte andererseits aber den Nachteil, dass Anathema als Vorgruppe nur deutlich begrenzte Spielzeit zugestanden wurde.

"Universal" korrigiert jede dieser Abweichungen vom vorstellbaren Optimum: Das wertig verpackte Audio-/Video-Package zelebriert den Startpunkt der "Weather Systems"-Tour im September 2012. Dieses Kick-off-Konzert fand unter freien Himmel im alten römischen Theater - einem Amphitheater nicht unähnlich - im heute rumänischen Plovdiv statt. Passenderweise wurde die Plovdiver Philharmoniker unter der Leitung von Levon Manukyan zur Unterstützung herbeigeholt. Die prächtigen, aber im Mix zurückhaltend behandelten Arrangements von Dave Stewart vermitteln dem ohnehin symphonischen Material zusätzliches "Falling Deeper"-Flair.

Das Ganze wurde vom dänischen Filmemacher und Fotograf Lasse Hoile (u.a. Steven Wilson) in kongenialen Bildern eingefangen. Auch das wohl von Caroline Traitler (photopit.com) stammende Coverfoto fängt eine Magie ein, die irgendwo zwischen einem normalen Rockkonzert und einer märchenhaften Aufführung von Shakespeares "Midsummernight's Dream" gelegen haben muss.

Was das Konzert aus der Arena von Philippopolis endgültig zu einem Must have für Fans macht: Die Band hat für das neue Konzept ihren Backkatalog durchforstet und teils in die neue, veredelnde Fassung gesetzt. Die Prüfung überstanden haben beispielsweise "Fragile Dreams", "One Last Goodbye", "Closer" aber auch "A Natural Disaster" - ein Fest für alte Fans. Letzter Pluspunkt: Lee Douglas hat sich in den letzten Jahren ständig gesteigert und zu einem traumhaften Zugewinn an der Seite von Stammsänger Vincent Cavanagh entwickelt. Dennoch blieb auch beim Konzert in Köln (siehe 2. Surfempfehlung) noch etwas Graumausiges. Das ist vorbei. Lee hat sich hier freigeschwommen und agiert im roten Kleid attraktiv, selbstbewusst und sowohl im Lead wie Satzgesang exzellent hörbar im leider etwas höhenlastigen Mix. Das kann teilweise buchstäblich zu Tränen rühren. Fazit: Hach, Must have sagten wir ja schon...



-Klaus Reckert-


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