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Jack White - Lazaretto

Platte der Woche

KW 23/2014


Jack White - Lazaretto
XL Recordings/Beggars Group/Indigo
Format: CD

Nach menschlichem Ermessen wäre es zu erwarten gewesen, dass Jack White mit der Veröffentlichung seines stilistisch überraschenden und kommerziell überraschend erfolgreichen Solo-Debüts "Blunderbuss" und der anschließenden Tour mit gleich zwei alternierenden Bands - den männlichen The Buzzards und den weiblichen The Peacocks - sein konzeptionelles Feuer so langsam verschossen haben müsste. Doch nichts da: Sein neues Album "Lazaretto", das er (entgegen seiner bisherigen Gewohnheiten) in monatelanger Kleinarbeit, auf zwei verlinkten, analogen Mehrspur-Geräten und mit Hilfe der Musiker seiner beiden Bands und seines Labels Third Man Records im heimatlichen Studio konstruierte, setzt da locker noch mal eins drauf. Und zwar musikalisch, wie auch inhaltlich.

Wenn das überhaupt möglich ist, dann ist "Lazaretto" noch ein Mal einen Gutteil eklektischer als "Blunderbuss". So finden sich hier zwar allerlei musikalische traditionelle Versatzstücke - Honky Tonk Piano, Folk Fiddle, Prog-Gitarren, Swamp-Orgel oder psychedelisches Gedröhn (um mal nur einige zu nennen) -, die indes in dieser Kombination noch nie eines Menschen Ohr beglückten. Hinzu schaffte es White (anders als noch auf "Blunderbuss") daraus zuweilen regelrecht poppige, eingängige und memorable Songs zusammenzustellen, die trotz des eigenwilligen Arrangement-Overkills doch irgendwie zusammengehalten werden. Kurzum: White schaffte es hier, sein eigenes Klang-Universum nochmals expandieren zu lassen und dabei auch eine selbständiges musikalisches Subgrenre zu kreieren.

Und inhaltlich ließ sich der Meister von Short-Stories inspirieren, die er im Alter von 19 geschrieben hatte und die er nun als Basis für die neuen Songs hernahm. Hierzu extrahierte er diverse Charaktere und nutzte verdichtete Elemente aus diesen Stories als Gerüst für das neue Material. Anschließend vernichtete er die ursprünglichen Stories, so dass "Lazaretto" am Ende als eigener, lyrischer Monolith überlebte. Und hier ließ White alle Konventionen fahren, betätigte sich mit der ständigen Verschiebung von Perspektiven, Blickwinkeln, Zeit, Raum und Charakteren als innovativer Dylan-Emulator im besten Sinne und baute sich eine eigene grammatikalische Welt zusammen, in der nichts so ist, wie es scheint oder sein soll. Dass so etwa Songs wie "I Think I Found The Culprit" dabei aus der Perspektive eines weiblichen Vogels vorgetragen werden, ist dabei noch das Harmloseste. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn Künstler von vergleichbarer Statur Whites sich zuweilen auch mal so viel Mühe mit ihrer Arbeit machten.



-Ullrich Maurer-


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