Selbst in einer Zeit, in der musikalisch ja prinzipiell alles möglich ist (und auch alles irgendwie schon mal gemacht worden ist), gibt es doch immer mal wieder Scheiben, die dann doch echt überraschen. Das Solo-Debüt des Walisen Meilyr Jones ist solch eine. Der studierte Tuba-Spieler aus dem Küstenort Aberystwyth beschloss, nach dem Exitus seiner Band Race Horses (und nachdem er seinen Landsleuten Gruff Rhys und Euros Childs als Bassist unter die Arme gegriffen hatte) auf seinem Solo-Debüt als eine Kompilation seiner selbst aufzufassen. Das meint, dass hier höchst persönliche Erlebnisse aus dem Jahr 2013 von Jones in Songform gegossen und katalogisiert wurden.

Dabei ließ sich Jones von so unterschiedlichen Charakteren wie dem deutschen Kunsthistoriker Johann Joachim Winkelmann, Byron, Shelley und Keats, DH Lawrence, Jacques Brel, Orson Welles und Hector Berlioz ebenso inspirieren wie von einer Reise nach Rom, wo er auf der Suche nach seinem heiligen Gral schließlich auf die Idee kam, das Erlebte in Songformate zu gießen. Fünf davon konzipierte er für ein 30-köpfiges Orchester und beim Rest plündert er die Rockhistorie nach seinem Gusto und wurde hier beim Glam Rock, Motown, Folkpop, Vaudeville und der Operette fündig. Gegen das, was Jones hier an musikalischen Ideen anhäuft und miteinander in Einklang bringt, wirkt das, was Neil Hannon mit einem ähnlichen Anspruch als Divine Comedy macht, geradezu wie Kinderkram. Tatsächlich entfachen Scheiben wie diese im Zuhörer schlicht wieder den Glauben an das Gute in der Populärmusik. Was kann man mit einem bloßen Tonträger eigentlich mehr erreichen?